Holbein

[474] Holbein, 1) Hans H. der Ältere, Sohn eines Malers in Augsburg, geb. um 1450 daselbst, auch Maler, arbeitete in Augsburg bis um 1508, wo er nach Basel zog, um bei der Ausschmückung des neuen Rathhauses thätig zu sein; er starb angeblich 1526. Zwar manierirt in Bewegungen u. übertrieben im Ausdruck, allein kräftig u. harmonisch in der Farbe u. von großer technischer Geschicklichkeit. Seine Darstellungen sind meist aus der Passionsgeschichte Christi u. der Apostel; bes. in Schleißheim, Augsburg (Gallerie), Frankfurt a. M. (im Städelschen Institut). 2) Hans H. der Jüngere, Sohn des Vor., geb. noch vor 1498 in Augsburg, Historien- u. Bildnißmaler, Haupt der Oberdeutschen Schule. Ob er seinen Vater nach Basel begleitete, weiß man nicht; 1519 wurde er in die dortige Malerzunft aufgenommen u. erhielt 1520 wegen seiner Verdienste das Ehrenbürgerrecht; 1526 ging er nach England, wo er bei Thomas Morus gute Aufnahme fand u. 1528 vom König Heinrich VIII. in Dienste genommen wurde; 1529 kam er wieder nach Basel, kehrte aber 1532 nach London zurück. Noch eine Reise nach Hochburgund machte er im Auftrag des Königs 1539 u. st. 1554 in London an der Pest. H. war vorzugsweise Bildnißmaler u. als solcher ausgezeichnet durch seine charakteristische Auffassung, sowie durch strenge, correcte Zeichnung u. höchst einfache, aber tiefe Färbung. In seinen historischen Bildern zeigt er weniger Poesie, als ruhigen Ernst der Darstellung. Den größten Schatz von seinen Werken, Handzeichnungen, Holzschnitten u. Gemälden besitzt hie Bibliothek in Basel; außerdem ist nicht leicht eine Gallerie von Bedeutung ohne Gemälde von ihm. In Basel ist die Passion Christi in 18 Bildern, vor 1526, in Dresden die Familie des Baseler Bürgermeisters I. Meier vor der Madonna, nach 1529. Sein bekanntestes Werk: Der Triumph des Todes (Todtentanz), s.u. Todtentanz. Vgl. Der Maler Hans H., Basel 1857. 3) Franz Ignaz von H., geb. 1779 in Zizzersdorf bei Wien; war erst Postbeamter in Lemberg, wurde dann unter dem Namen Fontano unter Döbbelin in Fraustadt Schauspieler, hernach in Berlin Sprach- u. Musiklehrer u. 1798 Sänger u. Schauspieler. In Glogau lernte er die Gräfin Lichtenau, Geliebte des verstorbenen Königs Friedrich Wilhelm II., kennen, heirathete sie u. wurde auf deren Verlangen geadelt, aber bald von ihr wieder geschieden; dann war er in Wien Theaterdichter, hierauf in Regensburg Schauspieler. Er verband sich nun mit der Schauspielerin Marie Renner (s.d.), machte mit ihr Kunstreisen, war Theaterdirector in Bamberg, Regisseur des Theaters in Hannover u. leitete endlich das Theater in Prag. Von da ging er wieder, als Director des Theaters angestellt, nach Hannover, wo er die Folgende, da die Renner gestorben war, heirathete. 1841 übernahm er die Direction des Hofburgtheaters in Wien u. starb daselbst den 6. Septbr. 1855. Er schr. mehrere beliebte Schau- u. Lustspiele: Fridolin, Der Brautschmuck, Der Verstorbene, Das Turnier zu Kronstein, Das Käthchen von Heilbronn (nach Kleist), Leonidas, Der Doppelgänger, Maria Petenbeck, Die erlogene Lüge, Die Verrätherin u.a.m., gesammelt in H-s Theater, Rudolst. 1811, 2 Bde., in seiner Dilettantenbühne, Wien 1826, u. in seinem neuesten Theater, Pesth 1820, u. Ausg. ebd. 1835. 4) Julie von H., geb. Göhring, geb. 1800 in Hannover, wo ihr Vater Hofschauspieler war; betrat hier 1818 die Bühne, heirathete den Schauspieler Arthur, mit welchem sie an mehreren Orten in Liebhaberrollen gastirte; nach Hannover zurückgekehrt, heirathete sie dort in zweiter Ehe 1827 den Vor. u. zeichnete sich längere Zeit in ernsten u. Charakterrollen aus.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 474.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: