Jean François Regnard

[126] Jean François Regnard wurde 1746 zu Paris geboren. Früh erwachte in ihm der Trieb die Welt zu sehen; und bald verließ er sein Vaterland um dieser Neigung zu folgen. Als er auf einem nach Marseille gehenden Schiffe aus Italien zurückkehrte, wurde er von Algierern gefangen genommen und nach Algier als Sclave gebracht. Hier erwarben ihm seine Kenntnisse in der Kochkunst und der Zubereitung ausgesuchter Speisen die Gunst seines Herrn und den Posten eines Küchenbeamten. Aber dieses Geschäft war fur den unruhigen Jungling zu einförmig und zu beschränkt; er spann daher Intriguen mit den Frauenzimmern seines Gebieters an: diese Liebeshändel wurden entdeckt; und nun sollte Regnard ein Muhamedaner werden, oder seine Vergehung auf dem Scheiterhaufen büßen. Zum Glück hatte eben der Französische Consul eine Summe zu seiner Auslösung erhalten; dieser kaufte ihn los, und vermochte seinen Herrn, eidlich zu versichern, daß das Verbrechen des jungen Franzosen nicht zu erweisen sei. Regnard ging nun mit seinen in Algier getragenen Fesseln, die er immer als ein Heiligthum aufbewahrte, nach Frankreich zurück. Im Jahr 1681 trat er eine Reise über Holland nach Schweden an. Carl der eilfte nahm ihn sehr wohl auf und beredete ihn zu einer Entdeckungsreise nach Lappland. Regnard schiffte sich in Stockholm ein, fuhr nach Torneo, und kam bis ans Eismeer. Bald nach der Beendigung dieser Reise verließ Schweden, und besuchte Pohlen und Deutschland, begab sich nach Wien, und von hier wieder nach Paris. [126] Er wurde nach seiner Zurückkunft Lieutenant des Eaux des Forêts zu Dourdan, und kaufte sich in der Nähe dieses Ortes einen Rittersitz, den seine Laune, seine Welterfahrung und seine ausgesuchte Tafel zu einem Sammelplatz der feinen Welt machte. Er starb im September 1709. Wir haben von Regnard außer Lustspielen, in Prosa und in Versen, Satyren und Beschreibungen seiner Reisen in Holland, Schweden, Lappland, Pohlen, Deutschland erhalten. Seine Lustspiele gehören zu den besten der Französischen Bühne, und besonders wird sein Spieler bewundert. Die beste Ausgabe seiner Werke erschien 1772 zu Paris in vier Bänden in 12.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 4. Amsterdam 1809, S. 126-127.
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