Das Tridentinische Concilium

[228] Das Tridentinische Concilium wurde, nach vorhergegangenen großen Zwistigkeiten in der katholischen[228] Kirche, im Jahre 1545 zu Trident1 eröffnet, hierauf vom Papst Paul III. nach Bononien verlegt, und nach häufigen Unterbrechungen im Jahre 1563 von Pius IV. ganz aufgehoben. Man hatte sich davon heilsame Maßregeln für das Wohl der Kirche versprochen, und die Abschaffung der Mißbräuche und die Einschränkung der päpstlichen Gewalt erwartet; allein die Väter der Versammlung erfüllten auch nicht eine dieser Hoffnungen, sondern ließen in der Hauptsache alles bei dem Alten. Die Päpste, die schon sehr viel gethan zu haben glaubten, daß sie ihre Einwilligung zu einer Kirchenversammlung gegeben hatten, wachten seitdem mit großer Strenge über die Befolgung der Schlüsse derselben: aber diese enthielten auch alle Lieblingsgrundsätze der Römischen Hierarchie; es war also nicht zu fürchten, daß dadurch die päpstlichen Rechte geschmälert werden würden. Selbst Katholiken gaben ihren Unwillen über den schlechten Erfolg dieses Conciliums laut zu erkennen, und die Krone Frankreich weigerte sich durchaus, die Beschlüsse desselben für die Gallicanische Kirche zu sanctioniren.


Fußnoten

1 Trident, Trient (Trento), die Haupt- und Residenzstadt des Bisthums Trient (den südlichen Theil von Tyrol ausmachend), eine Welsche Meile groß, und etwas befestigt.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 228-229.
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