Die Maske

[32] Die Maske (welches Wort man aus d. Griech. βασκα herleitet), oder auch Larve, war bei den Schauspielern der Alten eine Art von Kappe, welche den ganzen Kopf bedeckte, und die man über das Gesicht legte, entweder, um unerkannt zu bleiben, oder eine beliebige Gestalt, je nachdem es zum Zweck des Schauspiels diente, anzunehmen: sie stellten außer den Gesichtszügen auch noch Bart, Augen, Haare etc. mit vor. In den ältesten Zeiten, ehe man auf diese Masken verfiel, beschmierten sich die Schauspieler (z. B. unter dem Thespis – s. d. Art.) die Gesichter blos mit Hefen; in der Folge aber erfand man die Larven oder Masken: Anfangs von Baumrinde, nachher von Leder, späterhin von Holz, welche geschickte Bildbauer, [32] nach den Angaben der Dichter, aushöhlen mußten. Man hatte dreierlei Arten Masken: 1) tragische, mit einem übermäßig aufgesperrten Mund, und überhaupt von einem wüthenden drohenden Ansehen, ungeheuer groß, wobei man sich auch noch des hohen Cothurns (s. d. Art.) bediente; 2) comische, welche höchst lächerlich waren und von den Personen der Bedienten, Sclavenhändler, Schmarotzer etc. gebraucht wurden; 3) satyrische. Indessen waren sie durchaus von groben, übertriebenen Zügen – welches wohl aus der Größe des Theaters, und der weiten Entfernung der Zuschauer von den Spielern zu entschuldigen ist – und von gräßlichem Ansehen; dennoch hatten sie den Vortheil für die Schauspieler, daß sie entweder schon an sich selbst durch die große Oeffnung des Mundes den Ton freier und ungehinderter erschallen lassen konnten, oder, nach Andrer Meinung, durch eine an dem großen aufgesperrten Mund der Larve angebrachte Einfassung, (eine Art von Sprachrohr) eine sehr verstärkte Stimme erhielten, welche in den ungeheuern Theatern allenthalben vernommen werden konnte. Die vierte Gattung Larven waren orchestrische oder stumme, von regelmäßigen Zügen, und ohne aufgesperrten Mund, deren sich die Tänzer bedienten. – In der Folge nun hieß Maske nicht blos Gesichtslarre, sondern im weiteren Sinne auch die ganze Körperkleidung, so wie sie auch bei uns großentheils diese Bedeutung führt. – Es bedarf übrigens keiner nähern Erläuterung, warum man nun auch einen Vorwand, oder Schein, hinter welchen man seine Handlungen versteckt, eine Maske nennt.

Noch heißen in der Baukunst Masken gewisse an den Schlußsteinen der Bogen angebrachte, ausgehauene Menschenköpfe, welche Zierath wahrscheinlich von der ganz alten barbarischen Sitte herrührt, die Köpfe der erlegten Feinde über die Hausthüre, gleichsam als Trophäen, anzunageln!

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 32-33.
Lizenz:
Faksimiles:
32 | 33
Kategorien: