Alterthümer

[62] Alterthümer oder Antiquitäten nennt man im Allgemeinen die aus der Vorzeit herstammenden Denkmäler und Gegenstände aller Art, insofern sie zur Kenntniß des politischen, häuslichen, gottesdienstlichen, literarischen und artistischen Zustandes eines Volkes dienen. Der Inbegriff der gesammten, zum Verständniß des Alterthums erfoderlichen Kenntnisse heißt die Alterthumskunde und das System dieser Kenntnisse die Alterthumswissenschaft. Die genauere Erforschung der griech. und röm. Alterthümer begann zuerst seit dem 15. Jahrh., worauf im 16. Jahrh. die jüdischen, pers. und ägypt. und im 18. Jahrh. auch die indischen mit großem Fleiße untersucht wurden. Seit der Mitte des 18. Jahrh. fing man endlich an, die reichen Materialiensammlungen, welche die frühere Zeit angelegt, kritisch zu sichten, zu ordnen und mit Hülfe der Berichte gelehrter Reisender die Staatsverwaltung der alten Welt aufzuklären. So wurden die Alterthümer eine reiche Quelle zur nähern Kenntniß derjenigen Völker, denen sie angehören, indem sie uns ein Bild gewähren von ihren häuslichen, bürgerlichen, gottesdienstlichen Einrichtungen, von der Regierungsart, den Gesetzen, der Rechtspflege, der Policei, den Verhältnissen der Regierten und Regierenden, den einzelnen Ständen, den Nahrungsquellen, den Formen des Friedens und des Land- und Seekrieges und endlich vom Stande der Wissenschaften und Künste.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 62.
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