Armbrüste

[120] Armbrüste sind wahrscheinlich asiat. Ursprungs und aus dem einfachen Bogen, wie ihn noch jetzt mehre rohe Völker und die Wilden führen, entstanden. Größere Armbrüste nennt man Rüstungen und theilt sie ein in halbe und ganze; kleinere Schnäpper. Sie bestehen aus einem hölzernen Schafte, einem stählernen oder hölzernen Bügel, der in diesem befestigt ist, einer an den beiden Enden des Bügels angeknüpften Sehne und dem Abzuge oder Drücker an der untern Seite des Schaftes. Auf der obern Seite des Schaftes befindet sich ein Einschnitt, in welchen beim Spannen, wozu man bei den Rüstungen ein eignes Werkzeug, die sogenannte Armbrustwinde, anwendet, die Sehne eingelegt und mittels einer besondern Vorrichtung festgehalten wird; derselbe steht mit dem Abzuge in Verbindung, der beim Abdrücken die Sehne ihrer Fesseln entledigt, die nun das auf den Schaft gelegte Geschoß weithin forttreibt. Früher schoß man mit den Armbrüsten blos Pfeile, später stumpfe und scharfe Bolzen, zuletzt auch Kugeln, indem man im Schafte eine Röhre anbrachte, [120] in welche dieselben hineingelegt wurden. Im Mittelalter waren sie allgemein im Gebrauch, bis das Schießpulver sie allmälig verdrängte. Noch jetzt bestehen aus jenen Zeiten in mehren Städten Deutschlands sogenannte Rüstungsschützengesellschaften, welche mit Armbrüsten nach dem Vogel und andern Gegenständen schießen. Das erste Schießen dieser Art soll von dem Herzoge von Schweidnitz, Boleslav I., im J. 1286 veranstaltet worden sein; die ältesten Gesellschaften aber, die sich zu solchem Zwecke vereinigten, scheinen die zu Nürnberg und Augsburg zu sein.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 120-121.
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