Augsburg

Augsburg

[146] Augsburg, die Hauptstadt des Oberdonaukreises im Königreich Baiern, war schon zu den Zeiten des Augustus unter dem Namen Augusta Vindelicorum als großer Handels- und Lagerplatz eine der wichtigsten Colonien der Römer.

Von den Alemannen im 5. Jahrh. zerstört, unter den fränk. Königen, besonders den Karolingern, wieder zu Glanz und Wohlstand gediehen, wurde sie dann vielfach von den Ungarn auf ihren Raubzügen heimgesucht. Später waren besonders die schwäb. Kaiser, vorzüglich Kaiser Rudolf, ihre Beschützer. Schon im 6. Jahrh. ward sie der Sitz eines Bischofs, dann zum reichsunmittelbaren Bisthum erhoben und dieses erst 1802 aufgehoben und zu Baiern geschlagen. Bis ins 16. Jahrh. war sie die bedeutendste Handelsstadt des südl. Deutschlands und diente zum Stapelplatz für den Handel zwischen dem nördl. und südl. Europa. Ihren Wohlstand begründeten und erhielten lange Zeit einige reiche Bürgerfamilien, die sich jedoch von den übrigen Bürgern aristokratisch sonderten. Jetzt zählt A. etwa gegen 200 Handelshäuser, unter denen mehre einen sehr bedeutenden Wechsel. und Speditionshandel, besonders nach Östreich und Italien, treiben. Außer den zahlreichen Fabriken, welche seidene und baumwollene Zeuge liefern, sind besonders die Arbeiten in Gold- und Silbertressen zu erwähnen. Ausgezeichnet durch großartige Handelsthätigkeit steht in A.'s Geschichte besonders das Geschlecht der Fugger da. Die von demselben zum Besten unbemittelter Familien in A. im J. 1519 erbauten Häuser, 106 an der Zahl, bilden mit ihren drei Haupt-und drei Nebengassen eine kleine Stadt, die noch jetzt die Fuggerei heißt. Auch in neuerer Zeit hat sich in A. der Sinn für wohlthätige Unternehmungen bewährt, wobei wir nur Dessen gedenken, was der Bankier von Schätzler für wohlthätige Zwecke that und des Vermächtnisses des Juweliers Klauke von 400,000 Gulden für das evangelische Armenhaus. A. hat gegenwärtig etwa 21,100 Einw., während es im 15. Jahrh. 80,000 und noch vor dem dreißigjährigen Kriege gegen 54,000 hatte. Es ist unregelmäßig gebaut, hat aber einzelne große und im edeln Style erbaute Gebäude. Unter den öffentlichen Gebäuden zeichnet sich das zu Anfange des 17. Jahrh. von Elias Holl erbaute Rathhaus aus. Der sogenannte goldne Saal darin ist 110 F. lang, 58 F. breit und 52 F. hoch; in den daran stoßenden Fürstenstuben befindet sich eine Gemäldegalerie. Unter den Kirchen, die ebenfalls schöne Gemälde enthalten, sind zu erwähnen das St.-Galluskirchlein, dessen Gründung in die ersten Zeiten des Christenthums hinausreicht, und die Domkirche, ein merkwürdiges gothisches Gebäude, dessen Bau im 10. Jahrh. begann und im 15. endete. In A. wurden mehre Reichstage gehalten, unter welchen der im J. 1530 wegen Übergabe des Glaubensbekenntnisses der Protestanten der merkwürdigste ist. Auch wurde zu A. 1555 der Religionsfriede geschlossen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 146.
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