Dauphiné

[517] Dauphiné hieß vor der franz. Revolution eine Provinz des Königreichs Frankreich, die gegen N. und W. an die Rhone, gegen S. an die Provence grenzte, östl. durch die Alpen von Savoyen und Piemont geschieden ward und jetzt in die Departements Isère, Drôme und Oberalpen eingetheilt ist. Die Burgunder unterwarfen sich im 5. Jahrh. dieses früher zum celtischen Gallien gehörende Gebiet, das aber seit dem 9. Jahrh. in den Grafen von Albon wieder unabhängige Regenten besaß, von denen sich im 12. Jahrh. einer durch seine Tapferkeit besonders auszeichnete und von dem Bilde eines Delphins, franz. dauphin, das er als Helmschmuck trug, zuerst den Namen Dauphin erhalten haben soll. Seine Nachfolger behielten denselben bei und als Humbert II., nachdem er das Unglück gehabt, seinen einzigen Sohn. indem er mit ihm scherzte, aus dem Fenster fallen zu lassen, 1349 sein Land gegen eine Leibrente an Karl von Valois, den Sohn König Philipp VI. von Frankreich, abtrat, machte er die Bedingung, daß künftig immer der älteste Sohn des Königs von Frankreich dasselbe regieren und davon Dauphin heißen solle. Als später das Land mit der Krone vereinigt ward, wurde der jedesmalige Thronerbe von Frankreich Dauphin, seine Gemahlin aber die Dauphine genannt. Jedoch nur Söhne des Königs und Söhne eines Dauphins erhielten diesen Titel, den kein anderer muthmaßlicher Thronerbe, auch wenn er des Königs Bruder war, führen durfte. Der Kaiser Napoleon schaffte ihn ab und seit Vertreibung der ältern bourbonischen Linie durch die Juliusrevolution im J. 1830 ist er wiederholt erloschen. König Ludwig XIV. ließ in usum delphini, d.h. zum Gebrauch für den Dauphin beim Unterterrichte in den alten Sprachen von den Lehrern desselben besondere Ausgaben fast ausschließlich röm. Classiker besorgen, aus denen anstößige Stellen entfernt, jedoch als Anhang beigegeben sind und die wegen ihrer fast vollständigen Wortregister noch geschätzt werden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 517.
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