Demetrius

[525] Demētrius hießen im Alterthume mehre Könige von Macedonien und Syrien und viele griech. Gelehrte, unter denen sich der als Redner und einer der gelehrtesten Anhänger der Lehre des Aristoteles berühmte Demetrius Phalereus, so genannt von seinem Geburtsorte Phalerus, einer Hafenvorstadt von Athen, auch durch seine Schicksale auszeichnet. Vom Könige Kassander von Macedonien um 318 v. Chr. zum Statthalter von Athen ernannt, erwarb er sich zwar die Dankbarkeit und Verehrung der Athener in einem solchen Grade, daß sie ihm so viel Ehrensäulen setzten, als sie Tage im Jahre zählten, gleichwol brachten es nachher seine Feinde in seiner Abwesenheit durch Ränke dahin, daß er angeklagt und 308 v. Chr. zum Tode verurtheilt wurde, weshalb er nach Ägypten flüchtete. Hier fand er am Hofe Ptolemäus I. eine ehrenvolle Aufnahme und Verwendung im Staatsdienste, allein der Nachfolger desselben, Ptolemäus II., konnte nicht vergessen, daß D. ungünstig über ihn geurtheilt und seinem Vater gerathen hatte, die Thronfolge einem andern Sohne zuzuwenden, weshalb D. in die Verbannung wandern mußte, wo er an einem Schlangenbisse starb. – Von mehren russ. Großfürsten und Zaren, welche den Namen D. führten, ist Demetrius V., geb. 1582, gewöhnlich Dmitri genannt, vorzüglich durch die Unruhen merkwürdig, welche der Misbrauch seines Namens über Rußland brachte. D. war nämlich ein Sohn Zar Iwan II. und Bruder des Zaren Fedor I. Iwanowitsch, eines schwachen Regenten, in dessen Namen sein Schwager Boris Godunow herrschte, der nach dessen Tode sich des Thrones bemächtigte, jedoch beschuldigt wurde, sowol Fedor I. als den früher schon verstorbenen D. ermordet zu haben. Plötzlich verbreitete sich aber die Sage, der junge D. sei durch Unterschieben eines andern Kindes dem Tode glücklich entgangen, habe bisher in Polen gelebt, sei von vielen Großen dort anerkannt worden und komme mit einem poln. Heere, um sich des Thrones seiner Väter zu bemächtigen. Das Letztere erfolgte auch, denn nachdem der gewöhnlich Pseudo-Demetrius genannte Thronbewerber das ihm entgegengeschickte Heer des Boris Godunow besiegt, sah dieser sich verlassen und genöthigt, sich 1605 durch Gift zu tödten, um nicht lebend in des Siegers Gewalt zu fallen, der nun den Thron bestieg, allein wegen seiner Begünstigung des Katholicismus und der Polen allgemeinen Unwillen erregte und schon 1606 während eines darüber ausgebrochenen Aufstandes, an dessen Spitze der nach ihm zum Zar erhobene Fürst Wasiliei Schuiskoi stand, in Moskau mit vielen Polen ermordet wurde. Ob er der wirkliche D. oder, wie Manche annehmen, ein entlaufener Mönch, Gregori Otrepjew, gewesen, welcher seine Ähnlichkeit mit dem ermordeten Fürsten geschickt zu benutzen verstanden habe, ist noch unermittelt, nach ihm standen aber noch zwei falsche D. auf, die jedoch wenig Anhang fanden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 525.
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