Encyklopädie

[658] Encyklopädie hieß im Alterthume der Unterricht in den gesammten. Wissenschaften und Künsten, welche zur Bildung eines freigeborenen und guterzogenen Griechen oder Römers gehörten; jetzt aber versteht man darunter eine kürzere oder ausführlichere Darstellung sowol des ganzen Gebietes menschlicher Kenntnisse und Fertigkeiten, als auch einzelner Fächer derselben; erstere werden Universal-, die andern Particular- und partiale Encyklopädien genannt. In der Ausführung besteht hauptsächlich der Unterschied der systematischen Anordnung, nach welcher die einzelnen Gegenstände im Zusammenhange, und der alphabetischen Anordnung des Stoffes, wo die Gegenstände einzeln nach der Buchstabenfolge dargestellt werden, daher letztere auch encyklopädische Wörterbücher heißen. Der Umfang, welchen die menschlichen Kenntnisse erreicht haben und das Bedürfniß nach schnell zugänglicher allgemeiner Belehrung haben in neuerer Zeit auch in Deutschland zahlreiche besondere und allgemeine Encyklopädien ins Leben gerufen und von letztern hat sich die jetzt in der 8. Aufl. erscheinende »Allgemeine deutsche Realencyklopädie für die gebildeten Stände« in 12 Bdn. als die am beifälligsten aufgenommene behauptet. – Encyklopädisten werden vorzugsweise Diderot, d'Alembert, Condillac und andere franz. Gelehrte und Philosophen genannt, welche am Entwurf und an der Ausarbeitung der großen franz. Encyklopädie, einem Wörterbuche aller Wissenschaften und Künste, das zuerst von 1751–72 in 28 Bdn. erschien, Antheil hatten und deren freien, oft ungründlichen und selbst unmoralischen und irreligiösen Ansichten ein wesentlicher anregender Einfluß auf die franz. Revolution zugeschrieben worden ist.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 658.
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