Friesel

[121] Friesel, der Name eines Hautausschlags, der selten für sich allein erscheint, desto häufiger dagegen sich zu den verschiedenartigsten Krankheiten und dem Wochenbette gesellt und in dem Ausbruche von kleinern oder größern hirsekornähnlichen Bläschen auf der Haut besteht, die durchsichtig oder milchweiß und zuweilen mit einem rothen Saume umgeben sind. Je nach der verschiedenartigen Beschaffenheit dieser Bläschen erhält der Friesel noch besondere Beinamen. So lange die Bläschen noch mit einer wasserhellen Flüssigkeit gefüllt sind, wird er Krystallfriesel; schimmert ein rother Grund und Saum durch, rother Friesel; nehmen sie an Umfang zu und fließen wol gar ineinander, Blasenfriesel; wird ihr Inhalt trübe, milchig, perlfarbig, weißer, milchfarbiger Friesel; nimmt er aber ein gelbliches, eiterartiges Ansehen an, eiterartiger Friesel genannt. Die verschiedenen Arten des Friesels stellen sich stets in Begleitung reichlicher, riechender Schweiße ein, bilden sich rasch aus, verschwinden aber auch oft ebenso schnell mit geringer oder gar nicht wahrzunehmender Abschuppung der Oberhaut und wiederholen sich zuweilen. Ost gehen dem Ausbruche derselben Brustbeklemmung, Kurzathmigkeit, Herzklopfen, Ohnmachten, Irrereden, Zuckungen, Taubsein und Kriebeln in den Fingern, Jucken und große Empfindlichkeit der Haut voraus, die zwar mit dem Erscheinen des Aus. schlags nachzulassen pflegen, mit dem plötzlichen Rücktritte desselben aber oft in erhöhtem Grade wiederkehren. Die Entstehung der verschiedenen frieselartigen Ausschläge wird durch Zartheit und Schwäche der ganzen Körperconstitution, namentlich durch große Reizbarkeit der äußern Haut begünstigt und herbeigeführt durch zu warmes Verhalten von Kranken und Wöchnerinnen, Misbrauch erhitzender und hauptsächlich schweißtreibender Arzneien und Getränke, zumal wenn gleichzeitig feuchte und heiße oder auch sehr veränderliche Witterung herrscht. Ist der Friesel nur Folge zu warmen Verhaltens und tritt er für sich allein auf, so hat er wenig zu bedeuten; gesellt er sich jedoch zu andern Krankheiten oder befällt er Wöchnerinnen, so darf er nicht als leicht betrachtet werden, weil sehr häufig Nervenleiden und nicht selten plötzliche Todesfälle auf ihn folgen. Auch bleibt die Haut manchmal noch lange Zeit nach seinem Verschwinden [121] sehr empfindlich gegen äußere Eindrücke oder schwillt wol auch wassersüchtig auf.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 121-122.
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