Gallomanie

[138] Gallomanie ist die Wuth, franz. Benehmen, franz. Sprache, franz. Manieren in Deutschland einzuführen, genannt worden, welche ihre Ursache in dem Umstande fand, daß in der That die Franzosen eine Zeit lang das in geselliger Hinsicht ausgebildetste Volk waren und zugleich eine große politische Bedeutung gewonnen hatten. Eine solche Vorliebe für alles Französische herrschte in Deutschland namentlich zu und bald nach der Zeit Friedrich's des Großen, welcher selbst ganz franz. gebildet war; sie ist abgekommen, zur lächerlichen Caricatur geworden, seit wir innerlich und äußerlich selbständig geworden, seit wir eine Literatur besitzen, welche der franz. den Vorrang streitig macht und seit auch dem politischen Einflusse Frankreichs durch die Macht deutscher Staaten das Gleichgewicht gehalten wird.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 138.
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