Glyptothek

Glyptothek

[235] Glyptŏthek ist ein prachtvolles Bauwerk genannt worden, welches im Auftrag des jetzt regierenden Königs Ludwig von Baiern von dem Oberbaurath von Klentze in den Jahren 1816–30 ausgeführt worden ist, um zur Aufstellung ausgezeichneter älterer und neuerer Bildwerke zu dienen.

Die Hauptfronte des in der nachstehenden Abbildung dargestellten Gebäudes ist nach Südwest gerichtet. In der Mitte stellt sich eine von 12 ionischen Säulen getragene Vorhalle dar und in den zwei niedrigern Flügeln, welche sich an jene anschließen, sind sechs Nischen äußerlich angebracht mit den colossalen Statuen der Repräsentanten der bildenden Kunst: Hephästos, Prometheus, Dädalos, Phidias, Perikles und Hadrian. Das ganze Gebäude ist im Quadrat gebaut sodaß es in der Mitte einen Hof einschließt, und enthält 12 prachtvolle Säle, in denen Meisterwerke der Bildhauerkunst, nach geschichtlicher Reihenfolge geordnet, aufgestellt sind. Wie jedes der verschiedenen Zeitalter einen eigenthümlichen Charakter in seinen Kunstwerken ausspricht, so sind auch die sie enthaltenden Säle in ihrer Bauart diesem Charakter gemäß ausgeführt. Man findet hier ägypt. Denkmäler aus dem Anfange der bildenden Kunst, andere aus der Zeit der schönsten Blüte unter den Griechen, aus der Periode des Versinkens bei den Römern und endlich aus der neuesten Zeit, wo die Kunst wieder einen großartigen Aufschwung genommen hat. Einige Säle der Glyptothek sind mit herrlichen Frescogemälden von dem ausgezeichneten Maler Cornelius geschmückt, übrigens sind alle Wände mit Stuckmarmor ausgekleidet, die Fußböden mit Marmorplatten belegt und die gewölbten Decken mit reicher Stuckatur verziert. Die Fenster sind halbrund und liegen hoch, sodaß die Beleuchtung der aufgestellten Kunstschätze von oben erfolgt. – Der Name Glyptothek ist von [235] dem griech. Worte Glyptik, die Kunst, in Stein und Metall zu arbeiten, gebildet. Ebendaher hat die Beschreibung geschnittener Steine den Namen Glyptographie.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 235-236.
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