Heidelbeeren

[356] Heidelbeeren, Blaubeeren, Besinge werden die erbsengroßen schwarzblauen, hellblau bereisten Früchte eines kleinen, kaum mehr als fußhohen Strauchs genannt, der sich in Wäldern und auf Heiden im mittlern und nördl. Europa und in Vorderasien, oft bedeutende Strecken überziehend, findet. Die Beeren haben einen säuerlichsüßen, schwachherben Geschmack und enthalten außer Schleimzucker, etwas Apfel- und Citronensäure nebst Gerbestoff, besonders einen violetten Färbestoff. Sie werden häufig roh oder zubereitet genossen und deshalb mittels besonders eingerichteter großer hölzerner Kämme eingesammelt. Als Nahrungsmittel sind sie wegen ihrer gelind zusammenziehenden Eigenschaften besonders bei Durchfällen sehr vortheilhaft zu genießen, aber Leuten, die eine sitzende Lebensart führen, nicht zu empfehlen. Getrocknete Beeren haben die zusammenziehende Kraft in höherm Grade und sind ein nicht selten angewendetes Volksmittel in Diarrhöen, wo schon wenige derselben die erwünschte Wirkung hervorbringen, dürfen aber bei entzündlichem Zustande des Kranken, vornehmlich bei entzündlichen Ruhren, nicht angewendet werden, da sie in diesen Fällen eher schaden als nützen. An vielen Orten, vorzüglich aber auf dem Schwarzwalde, bereitet man aus ihnen einen Branntwein, der als Heidelbeergeist in einigen Gegenden Deutschlands sehr geschätzt ist und theuer bezahlt wird. Häufig bedient man sich der Heidelbeeren, um rothe Weine zu färben und aus weißen Franzweinen einen künstlichen Pontak zu machen. Auch zur Woll- und Papierfärberei werden die Heidelbeeren angewendet und geben durch geeignete Zusätze eine dauerhafte violette, blaue oder schwarzblaue Farbe.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 356.
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