Jaquerie

[487] Jaquerie wird ein Bauernaufstand genannt, der im J. 1358 Frankreich in derselben Weise verwüstete, wie später der Bauernkrieg (s.d.) Deutschland. Derselbe war eine Folge der Verwirrungen, in denen sich Frankreich befand, nachdem sein König Johann 1356 in engl. Gefangenschaft gerathen war, sowie im Allgemeinen der Sittenlosigkeit, welche in Frankreich unter hohen und niedern Ständen um sich gegriffen hatte und der Verachtung und Plage, von welcher [487] der Bauer gedrückt wurde. Das einmal in Wuth gerathene Volk war in seiner Verfolgung der Reichen und Vornehmen fürchterlich durch Wuth und Roheit. Die schändlichsten Todesarten wurden erdacht, die Hinzurichtenden länger zu peinigen; Frauen und Jungfrauen wurden geschändet, die Schlösser erobert und niedergebrannt. Mit den Bauern machten bald die Pariser gemeinsame Sache, indem sich unter ihnen ein gewisser Stephan Marcel, welcher früher ein Kaufmann gewesen war, ein großes Ansehen verschafft hatte. Dieser Mann suchte aus den Verwirrungen, welche Frankreich zerrissen, Vortheile zu ziehen. Alle übrigen Städte Frankreichs verbanden sich aber mit dem Adel gegen die wie wüthende Thiere und schlimmer hausenden Bauern und durch das Blut der Rädelsführer, unter denen sich auch Marcel befand, wurde der Aufstand endlich gestillt. Jacques bon homme, welches etwa so viel bedeuten soll, wie »dummer Hans«, nannte der übermüthige Adel Frankreichs den Bauer und aus jener Bezeichnung soll das Wort Jaquerie entstanden sein.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 487-488.
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