Jasmin

[488] Jasmin ist der Name einer Gewächsgattung, die meist immer grüne Sträucher des heißen Asiens und Afrikas umfaßt, deren weiße oder gelbe Blüten einen eigenthümlichen angenehmen Duft verbreiten. Mit den echten Jasminarten darf der in den Gärten und Parkanlagen Deutschlands häufig sich findende, im südl. Europa einheimische Strauch (der Pfeifenstrauch) nicht verwechselt werden, der ziemlich große, weiße, jasminartig riechende Blumen und große rundliche, zugespitzte Blätter hat, wenngleich derselbe gewöhnlich Jasmin genannt wird. Der vorzugsweise Jasmin (gebräuchlicher Jesmin) genannte Strauch, der aus Südasien stammt und im ganzen Südeuropa bis zur Schweiz und Tirol verwildert ist, verträgt die Winter Deutschlands nicht, weshalb er nur in den Gewächshäusern gehalten werden kann. Er hat gefiederte, eingeschnittene Blätter und kleine weiße, äußerst stark riechende Blüten, die sonst für arzneikräftig gehalten wurden, gegenwärtig aber nur zur Gewinnung des Jasminöls benutzt werden. Das wohlriechende ätherische Jasminöl ist aber in so geringer Menge darin vorhanden, daß man es mittels Destillation mit Wasser, wie man es aus andern Gewächsen erhält, nicht gewinnen kann, weshalb man die frischen Blüten mit einem geruchlosen guten fetten Öle, z.B. Behen-, Mandel- oder Olivenöle, über, gießt und damit einige Zeit stehen läßt, indem man immer wieder frische Blüten hinzubringt, die nun ihren Geruch dem fetten Öle mittheilen; oder man befeuchtet Baumwolle mit einem fetten Öle und bringt abwechselnd Schichten derselben mit Schichten von Blüten zusammen und erneuert die Blütenschichten so oft, bis das Öl einen starken Jasmingeruch angenommen hat, worauf man es aus der Baumwolle auspreßt. Dieses fette Jasminöl wird zu Pomaden und Parfumerien verwendet. Noch vorzüglicher ist das vom großblütigen Jasmin erhaltene Öl. Dieser Strauch ist in Ostindien heimisch und wird in Südeuropa cultivirt. In seinem Vaterlande werden seine und die Blüten einiger andern verwandten Arten in den Tempeln und Häusern umhergestreut, um darin ihren Wohlgeruch zu verbreiten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 488.
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