Jenner

Jenner

[493] Jenner (Edward), ein berühmter engl. Arzt, welcher sich um das ganze Menschengeschlecht große Verdienste erworben hat, indem er die Kuhpockenimpfung (s. Impfen) erfunden hat und für deren allgemeine Einführung thätig gewesen ist.

I. wurde 1749 zu Berkeley in Glocestershire geboren und hatte schon einige Jahre als Arzt prakticirt, als er sich vorzugsweise auf das Studium der Physiologie, Naturgeschichte und Musik warf. Bekanntlich hatte man der Ansteckung durch Menschenblattern schon längere Zeit dadurch vorgebeugt, daß man das Menschenblatterngift einimpfte. Als nun auch I. dieses Verfahren mehrfach in Anwendung brachte, machte er die Bemerkung, daß bei denjenigen Personen, welche zufällig durch Kuhpocken angesteckt worden waren, die Einimpfung der Menschenblattern wirkungslos blieb; auch sagten die Landleute aus Gloucestershire, daß, wer von den Kuhpocken angesteckt worden sei, nicht die Menschenblattern bekäme. I. wurde durch diese Bemerkungen auf den Gedanken geführt, daß die Einimpfung der Kuhpocken als Schutzmittel gegen die Menschenblattern anzuwenden sei, machte in dieser Beziehung 1796 den ersten Versuch und trat nachher mit einer großen Menge von Ärzten in persönliche und schriftliche Verbindung, wodurch die Kuhpockenimpfung in der ganzen gebildeten Welt eingeführt wurde. Auch durch seine Schriften breitete I. seine nützliche Entdeckung aus. Die Erfindung der Kuhpockenimpfung war übrigens schon fünf Jahre früher durch einen Schullehrer Plett in Stakendorf bei Kiel gemacht worden, aber ohne daß I. hiervon Kenntniß hatte. Der Verein, welcher sich in England zur Verbreitung der Kuhpockenimpfung bildete und zu dessen Beschützer der König und die Königin sich erklärten, nannte sich die Jenner'sche Societät. Schon 1799 wurde zu London eine öffentliche Impfanstalt eingerichtet. I. fand allgemeine Anerkennung; das Parlament bezeugte ihm zweimal den Dank der Nation und ehrte ihn mit bedeutenden Geldbewilligungen; die Stadt London übersandte ihm 1803 das Bürgerrecht in einer goldenen Kapsel. I. lebte später zu Cheltenham, dessen Ortsvorstand er 1804 wurde und wo er 1823 starb.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 493.
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