Kamille

[538] Kamille oder Chamille ist der Name besonders zweier Pflanzen, deren Blüten medicinische Anwendung finden. Die gemeine oder Feldkamille, auch echte Kamille genannt, ist eine jährige, auf unbebautem sandigen Boden und auf Äckern in ganz Europa wildwachsende Pflanze, welche die bekannten strahligen, zusammengesetzten Blumen hervorbringt, deren innerer Theil, die Blumenscheibe, hochgelb ist, während die ringsumstehenden Strahlenblumen (Blütenblättchen) weiß sind. Diese Blüten haben einen starken eigenthümlichen gewürzhaften Geruch und einen bittern, nicht angenehmen Geschmack. Die Blüten werden gesammelt und im getrockneten Zustande aufbewahrt. Sie sind eines der bekanntesten und beliebtesten Hausmittel, indem man sie vorzüglich gegen Blähungen und gegen Magenerkältung anwendet; auch in Umschlägen zur Zertheilung stockender Säfte ist die Kamille heilsam. Aus den frischen und getrockneten Blumen der Kamille bereitet man durch Destillation das Kamillenöl, ein dunkelblaues, dickflüssiges, etwas zähes, allmälig grünbläulich werdendes Öl, welches stark nach Kamillen riecht, bitterlich gewürzhaft riecht und etwas leichter als Wasser ist. Häufig hat es einen Zusatz von Terpenthinöl oder Cederöl. – Die römische Kamille wächst im südl. Europa wild und wird bei uns in Gärten angebaut. Die Blumenköpfe der Pflanzen sind theils hohl, theils gefüllt und ähneln in Geruch und Geschmack durchaus der Feldkamille. Die Blätter sind frisch gelblichweiß und werden im Alter bräunlich-gelb. Man kann aus ihnen ein blaßbräunlich-gelbes, etwas ins Grüne spielendes Oel durch Destillation gewinnen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 538.
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