Kaninchen

Kaninchen

[543] Kaninchen (das) ist das zur Gattung der Hasen (s.d.) gehörende bekannte Nagethier, welches theils wild, theils als zahmes Hausthier vorkommt.

Das wilde gleicht dem zahmen, nur daß es etwas kleiner und stets von grauer Farbe ist. Man findet dasselbe in allen gemäßigten und warmen Gegenden Europas, wo es ebenes band gibt. Es lebt in Erdlöchern, zu denen mehre lange Eingänge führen, und nährt sich von Pflanzen. Da es aber die Erde zerwühlt und ungemein fruchtbar ist, so richtet es oft großen Schaden an. Das Weibchen wirst das Jahr vier- bis siebenmal 4–8 Junge. Man macht auf sie theils mit Schießgewehren, theils mit dem Frettchen (s. Frett) Jagd. – Das zahme Kaninchen wird zum Nutzen und Vergnügen gehalten, denn seine Haare und sein Fell, sowie sein Fleisch sind nutzbar und seine komischen Stellungen und Sprünge belustigen. Es pflanzt sich fast noch stärker als das wilde Kaninchen fort. Man pflegt die Kaninchen häufig in Ställen zu hegen, welches jedoch darum nicht gut ist, weil sie in die Krippen zu gelangen suchen und wenn dann ihre Haare unter das Futter des Viehes kommen, dieses davon erkranken kann. – Eine durch ihr schönes seidenartiges und langes Haar ausgezeichnete Kaninchenart ist das Angorakaninchen, auch Seidenhase, englisches oder dänisches Kaninchen genannt. Dasselbe ist etwas größer als das gemeine, hat einen runden dicken Kopf und kürzere Ohren. Seine Haare werden zuweilen fünf Zoll lang. Man pflegt die zahmen Kaninchen häufig zu castriren, weil dann ihr Fleisch fetter und wohlschmeckender und ihr Haarwuchs stärker wird. Die Haare gewinnt man durch Kämmen, Rupfen und Einsammeln; das letztere geschieht, indem man die Nester aufsucht und die Haare herausnimmt, mit welchen sie ausgepolstert sind. Sie werden besonders von den Hutmachern gebraucht. Das Fell des zahmen Kaninchens gibt auch ein gutes Pelzwerk, besonders das der weißen und gleichfarbig blaugrauen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 543.
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