Karpaten

[567] Karpaten (die) sind eines der drei größten Gebirge Europas. Zwar erheben sich ihre Gipfel nicht zu einer so beträchtlichen Höhe, wie manche Berge in den Alpen und Pyrenäen, aber die Längenausdehnung derselben ist sehr bedeutend und beträgt mehr als 100 Meilen, während die Breite verhältnißmäßig sehr gering ist. Die Vorgebirge beginnen im östreichischen Schlesien, die Karpaten selbst laufen in einem ungeheuern Bogen nach N., O. und S. von Presburg an der Donau bis oberhalb Orsowa an demselben Strome, und scheiden Ungarn und Siebenbürgen von Mähren, Schlesien, Galizien, der Moldau und der Walachei. Die Vorgebirge, welche auf der Grenze zwischen Ungarn, Schlesien und Galizien liegen, heißen Beskiden; jene, welche Mähren von Schlesien trennen, nennt man gewöhnlich das Gesenkergebirge. Der höchste Zug der Karpaten, welcher aber nur etwa zehn Meilen lang ist, heißt Tatra, und liegt in den ungar. Gespanschaften Zips und Liptau. Nur ein Berg, Ruska Poyana, erreicht eine Höhe von 9300 F., die lomnitzer Spitze hat 7950, die eisthaler Spitze 8200 F. Höhe. Diese letztere ist auch der einzige Punkt des Gebirges, wo man Gletscher antrifft. Im Allgemeinen sind die Karpaten höchst malerisch, aber schroff und wild, denn die herrlichen Wiesenmatten und die klaren Seen, welche den Gebirgslandschaften der Alpen einen so anziehenden Reiz verleihen, sind hier nicht vorhanden. An vielen Stellen findet man noch bis zu 3000 F. Meereshöhe Buchen- und Eichenwaldungen; Gemsen und Murmelthiere trifft man in geringerer Zahl als in den Alpen, desto häufiger sind Bären und Wölfe. Der Nordostabhang ist reich an Salz, aber arm an edeln Metallen, welche dagegen auf der Südseite in Ungarn und Siebenbürgen so häufig gefunden werden, daß diese beiden Länder zu den goldreichsten Europas gehören. Von den Karpaten strömen eine Menge von Flüssen herab; von den Beskiden kommt die Weichsel; die Donau empfängt aus ihnen sehr beträchtliche Zuflüsse, vom [567] Nordostabhange z.B. Pruth, Sereth, Moldau, vom Südabhanae Waag und Theiß.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 567-568.
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