Klangfiguren

Klangfiguren

[611] Klangfiguren. Wenn man eine gespannte Saite in tönende Schwingungen versetzt, so entstehen bekanntlich auf ihr sogenannte Knoten, d.h. es gibt Punkte in ihrer Längenausdehnung, welche nicht mit beben, während die zwischen ihnen liegenden Theile der Saite in Schwingungen gerathen.

Die Zahl dieser Knoten ist um so größer, je höher der mit der Saite hervorgebrachte Ton ist. Man macht die Knoten bemerklich, indem man auf die ruhende Saite kleine Papierreiter setzt; wird dann die Saite in Schwingungen versetzt, so fallen alle Reiter ab, nur die nicht, welche auf den Knoten sitzen. Ganz etwas Ähnliches findet nun auch statt, wenn man Flächen, z.B. Scheiben von Glas, Metall oder Holz oder gespannte Membranen (Häutchen) in tönende Schwingungen versetzt, welches am besten geschieht, indem man sie auf eine passende Weise befestigt und dann mit einem geharzten Violinbogen gegen ihren Rand streicht. Hier entstehen aber nicht Knotenpunkte, sondern Knotenlinien. Bestreut man nun die Platten mit einem seinen Pulver, z.B. seinem Sand, Staub oder Hexenmehl, so sammelt sich dieser bei den Schwingungen der Platte in eigenthümlichen Linien, welche allerlei Figuren bilden, wie die Abbildung solches veranschaulicht. Auf die Beschaffenheit dieser Figuren ist namentlich die Höhe des hervorgebrachten Tons von Einfluß, indem unter übrigens gleichen Umständen die einfachste Figur immer dem tiefsten Tone entspricht. Übrigens hängt die Anordnung dieser Linien von der Art ab, in welcher die Platte unterstützt ist, von dem Punkte, an welchem der Violinbogen applicirt wird, von der Form und Structur der Platte, und von noch andern Umständen. Namentlich bringt der Umstand, daß das umgebende Mittel der Platte, welches in der Regel die Luft ist, zugleich mit in schwingende Bewegung gesetzt wird, ungewöhnliche Erscheinungen hervor, deren Erklärung den Physikern erst in neuester Zeit gelungen ist. Der verdienstvolle Physiker Chladni (geb. 1756, gest. 1827) hat zuerst die Klangfiguren beobachtet und erklärt, welche daher auch nach ihm Chladnische Figuren genannt., worden sind. Dadurch ist die Akustik (Lehre vom Schall) wesentlich gefördert worden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 611.
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