Lucullus

[774] Lucullus (L. Licinius), ein edler Römer, zeichnete sich schon früh als Krieger durch Klugheit und Tapferkeit aus, besonders in den Bürgerkriegen des Marius und Sulla. Im I. 75 v. Chr. wurde er Consul und Befehlshaber des Heeres, welches nach Cilicien gegen Mithridates (s.d.) zog. Er besiegte den Mithridates und machte sein Reich Pontus zur röm. Provinz, nachdem jener nach Armenien zum Tigranes geflohen war. Da dieser sich weigert, den Mithridates an die Römer auszuliefern, so zieht L. auch gegen ihn zu Felde und besiegt ihn. Mithridates kämpft indeß fort und L. wird durch Meutereien seiner Soldaten gehindert, gegen ihn mit Erfolg zu operiren. Rom nimmt ihm den Oberbefehl und ruft ihn vom Kriegsschauplatze ab; doch wird er mit allen Hochachtungsbezeigungen empfangen und feiert einen glänzenden Triumph. Nun lebt er als Privatmann in Rom in Üppigkeit, die aus Asien mitgebrachten Schätze verschwendend, doch auch edlern und ernstern Geschäften sich widmend; denn er hatte während seines Aufenthalts in Kleinasien mit den dort lebenden Philosophen vertrauten Umgang gepflogen. Daher setzte er, nach Rom zurückgekehrt, hier das Studium der Philosophie fort und zog viele Gelehrte nach Rom, denen er freien Zutritt in seinem Hause gestattete. Auch ließ er eine zahlreiche öffentliche Bibliothek anlegen, die Cice ro (s.d.) fleißig benutzte. Durch eine Vergiftung soll er zuletzt wahnwitzig geworden sein, sodaß man ihm seinen Bruder zum Vormunde setzte, und er starb bald darauf, 66 oder 68 Jahre alt, im 47. oder 48. Jahre n. Chr. – Durch L. kamen die ersten Kirschbäume 74 v. Chr. aus Cerasunto in Pontus nach Rom und verbreiteten sich von da aus über Europa. Eine üppige und weichliche Lebensweise, wie sie bald in Rom allgemein Sitte wurde, hat man nach ihm eine Lucullische genannt.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 774.
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