Mastricht

[76] Mastricht oder Maestricht mit 20,000 Einw., starke Festung und Hauptstadt des nach der Trennung Belgiens bei dem Königreiche der Niederlande verbliebenen Theiles der Provinz Limburg, liegt an der Mündung der Jaar in die Maas, über welche eine 500 F. lange steinerne Brücke in den gegenüberliegenden Stadttheil Wyk führt. Die Stadt ist im Allgemeinen wohl gebaut, hat viele lange und breite Straßen, unter denen die herzogenbuscher am lebhaftesten, [76] von den öffentlichen Plätzen der mit Bäumen besetzte Vry-Hof oder Paradeplatz der vorzüglichste ist; unter den Gebäuden ist besonders das 1652 erbaute Rathhaus bemerkenswerth und gilt für eins der schönsten in den Niederlanden. M. ist der Sitz der Provinzialbehörden, hat viele Wohlthätigkeits- und Unterrichtsanstalten, namentlich ein Gymnasium, eine Bibliothek und Ackerbaugesellschaft; auch befinden sich hier Waffen-, Stecknadel-, Woll-, Tuch- und berühmte Lederfabriken, und der Handel ist bei der vortheilhaften Lage an einem Strome nicht unbeträchtlich. Dicht vor der Stadt liegt mit der Citadelle der Petersberg, ein Kalksteinlager, aus welchem schon seit 15 Jahrhunderten die ganze Umgegend ihren Bedarf an Baumaterialien bezieht, und der in einem Umkreise von zwölf Stunden von einem wahren Labyrinthe unterirdischer Gänge, deren etwa 20,000 sein sollen, nach allen Richtungen durchkreuzt, dessen Felsendecke von gewaltigen viereckigen Pfeilern nach allen Richtungen gestützt wird und der nach der Maas zu eine für Wagen hinreichend geräumige Einfahrt zum Transport der Steine und des zum Düngen brauchbaren Sandes an dem Strom besitzt. Man hat in demselben viele höchst interessante Fossilien, z.B. Gerippe von Urkrokodilen gefunden. Bei den Römern war M. unter dem Namen Trajectum ad Mosam bekannt, ist aber wahrscheinlich nicht vor dem 4. Jahrh. n. Chr. gegründet worden.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 76-77.
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