Motten

Motten

[204] Motten werden im Allgemeinen die kleinern Schmetterlinge, vorzugsweise aber diejenigen kleinen Nachtschmetterlinge und ihre Larven oder Räupchen genannt, von denen die letztern wollene Zeuche, Pelzwerk, Polster, Tapeten, Federn u. dgl. zernagen.

Die gewöhnlichsten in unsern Häusern sind: die Kleidermotte, deren Schmetterling aschgraue Flügel und auf beiden Seiten des Brustschilds einen weißen Punkt hat; die Pelzmotte mit silbergrauen Flügeln, in deren Mitte ein weißer Punkt sich befindet, und die Tapetenmotte mit schwarzen Ober-und weißen Unterflügeln. Ihre Namen sind von den ihren Zerstörungen, dem Mottenfraße, vorzugsweise ausgesetzten Stoffen hergenommen, an welche die vom Frühjahre bis gegen den Herbst zum Vorschein kommenden Schmetterlinge ihre Eierchen legen. Aus diesen gehen nach einigen Wochen kleine nackte Larven oder Räupchen hervor, die sich sofort eine dünne Decke von Seide spinnen, wozu sie den Stoff aus sich selbst nehmen, und diese nachher mit den von ihnen abgenagten Haaren der Zeuche u.s.w. mittels eines klebrigen Safts verstärken. Die Farbe dieser Gehäuse oder Hülsen, welche sie beständig mit sich herumtragen und von denen sie auch Hülsenmotten heißen, ist daher immer die des benagten Stoffs, und wird ein solches Insekt von einem rothen auf ein schwarzes Kleid versetzt, so bekommt seine Hülse an beiden Enden schwarze Ringe oder schwarze Streifen, wenn es dieselbe erweitert. Dies bewirken diese Thierchen, indem sie ihre Behausung von einer Seite her zur Hälfte auftrennen, und nachdem sie hier einen Streifen eingesetzt haben, dasselbe von der andern Seite her thun. Den Winter über ruhen die Larven, verpuppen sich zu Ende desselben und werden nach einigen Wochen zu Schmetterlingen. Zugluft ist allen Motten entschieden zuwider und daher ein Schutzmittel dagegen, deren sehr viele, darunter namentlich Terpenthinöl und andere starkriechende Stoffe empfohlen werden. Auch der in feuchtem Boden in mehren Gegenden Deutschlands wild wachsende Kienporst, auch Porsch und seiner den Rosmarinblättern ähnlichen Blätter wegen, wilder Rosmarin genannt, eine gegen drei F. hohe immergrüne Pflanze mit weißgelblichen Blüten, wird ihres eigenthümlichen starken Geruchs wegen als Schutzmittel wider Motten gebraucht und heißt darum auch Mottenkraut. Zu den Hülsenmotten gehört auch die Kornmotte, deren Larve der höchst schädliche weiße Kornwurm ist. Sie hat silberweiße, dachförmig gestellte Flügel und erscheint vorzüglich im Mai und Juni auf Boden, wo altes Getreide liegt und klebt ihre 80–90 Eierchen einzeln an die Körner. Die binnen 14 Tagen auskriechenden weißlichen Räupchen höhlen die Körner aus, und indem sie deren mittels eines zarten Gespinstes mehre zusammenziehen, entstehen Klümpchen, innerhalb deren sich ihre Hülsenwohnung befindet. Im Herbst verkriechen sie sich in die Spalten des Holzwerks, bereiten aus abgenagten Holzfasern eine neue Hülle, in der sie den Winter ruhen, im folgenden Frühjahre sich verpuppen und endlich zum vollkommenen Insekt werden. Auf Boden, wo die Zugluft frei über das Getreide streicht, hat man die Kornmotten nicht zu fürchten, wo sie sich aber eingenistet haben, kann viel zur Vertilgung derselben geschehen, wenn man feuchte Leintücher über das Getreide legt, an welche die Würmer sich ansetzen und wo sie dann von Zeit zu Zeit gesammelt und den Hühnern vorgeworfen oder sonst getödtet werden können.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 204.
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