Murcia

[221] Murcia, früher ein maurisches Königreich, nachher eine Provinz von Spanien (s.d.), liegt am mittelländischen Meere, von Mancha, Cuenca und Valencia umschlossen und hat auf 371 ! M. 498,000 Einw. M. wird von mehren Gebirgszweigen durchzogen und ist in den gut bewässerten Theilen, z.B. im Thale der Segura, sehr fruchtbar, im Ganzen aber wasserarm, daher bei dem trockenen und heißen Klima und der Trägheit der Bewohner schlecht angebaut und auch der im Alterthume ergiebige Bergbau ganz vernachlässigt. Übrigens leidet diese Gegend auch oft durch Erdbeben, wodurch noch zuletzt 1829 Tausende von Wohnungen zertrümmert, viele Menschen getödtet und durch Asche, Sand und plötzliche Ergüsse stinkender Gewässer viele Ländereien verwüstet wurden. Landeserzeugnisse sind Getreide, Obst, Südfrüchte, Wein, Öl, Seide, Salz; die gewerbliche Betriebsamkeit ist unbedeutend. Die Hauptstadt Murcia mit 34,000 Einw. liegt an der Segura, ist größtentheils nach maur. Art gebaut, hat eine Kathedrale, ist der Sitz eines Bischofs und besitzt neben andern Bildungsanstalten auch eine Musikschule; Seidenhandel, Salpeter und Seifenbereitung sind wesentliche Erwerbszweige der Einwohner. In dem drei Meilen nördl. gelegenen Dorfe Archena befanden sich schon zur Römerzeit bekannte warme Bäder. Die Hafenstadt Cartagena mit 29,000 Einw. wurde von Hannibal's Bruder Asdrubal gegründet und hieß bei den Römern Neukarthago; sie bildet jetzt einen span. Kriegshafen und hat gute Schiffswerfte. Sonst gehören zu bemerkenswerthen Orten: Pinates mit seinen Salzwerken; Lorca mit 21,000, Chinchilla mit 10,000 Einw., welche viel Schmelztiegel verfertigen; Villena mit 9000, Albacete mit 6000 Einw., an welchen beiden Orten belebte Messen gehalten werden, und die vor dem Busen von Karthagena liegende Insel Escombrera, die ihren Namen von der schon im Alterthume dort betriebenen Fischerei der Makrelen (lat. scomber) hat.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 221.
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