Niobe

Niobe

[296] Niŏbe war nach der griech. Fabellehre die Tochter des Königs Tantalus von Lydien und die Gemahlin des als Lautenspieler berühmten Amphion, welcher mit seinem Bruder Zethus Theben beherrschte.

Stolz auf ihre zahlreiche Nachkommenschaft, die nach gewöhnlicher Annahme in sieben Söhnen und ebenso vielen Töchtern bestand, gab sie der Latona ihre Geringschätzung zu erkennen, welche vom Jupiter nur zwei Kinder, Apollo und Diana, geboren hatte. Diesen klagte Latona die erfahrene Beleidigung und zur Bestrafung derselben starben N.'s Söhne von den Pfeilen Apollo's, die Töchter durch die der Diana getroffen, eine bildliche Redeweise der Alten für den plötzlichen Tod junger Leute. Voller Schmerz und Verzweiflung verließ N. Theben und kam zu ihrem Vater nach Sipylus, wo Jupiter sie auf ihr Flehen in Stein verwandelte; doch selbst dieser noch soll Tag und Nacht Thränen vergossen haben. Dichter und bildende Künstler der Alten machten das erschütternde Unglück der N. mehrfach zum Gegenstand ihrer Darstellungen und in der Gruppe der N. wurde 1583 zu Rom eins der vortrefflichsten Denkmäler der Bildhauerkunst aufgefunden und ausgegraben, das wir aus jener Zeit besitzen. Es sind das 14 Marmorbildsäulen, N. und ihre Kinder vorstellend und mit Ausnahme der übernatürlich großen Mutter, in Lebens, größe. Die letztere ist mit einem ihrer Kinder dargestellt und hier abgebildet, das sie in ihr Gewand zu bergen sucht, und befindet sich seit 1772 mit der ganzen Gruppe zu Florenz. Manche halten sie für dieselben Bildsäulen, welche einen Apollotempel in Rom zierten, wie ein alter Schriftsteller berichtet, der aber schon über den Verfertiger zweifelhaft war, und man glaubt, daß sie in pyramidenförmiger Aufstellung zu beiden Seiten der N. geordnet, den Frontispice eines Tempels schmückten.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 296.
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