Nowgorod-Weliki

[310] Nowgŏrod-Weliki, d.h. Großneustadt, die jetzige Hauptstadt der Statthalterschaft Nowgorod (2282 ! M. und 950,000 Einw.) im nördl. europ. Rußland, liegt am Ausflusse der Wolchow aus dem Ilmensee und hat gegen 11,000 Einw., die Handel, Schiffahrt, Segeltuchfabrikation und andere Gewerbe betreiben. N ist eine der ältesten und merkwürdigsten russ. Städte, war schon im 9. Jahrh. bekannt und erhob sich durch seinen Handel mit Skandinavien und als ein Hauptmittelpunkt des Verkehrs der nördl. Hansestädte mit dem westl. Asien und dem griech. Kaiserthume zu einem so mächtigen Freistaate, daß es sprüchwörtlich von ihm hieß: »Wer kann wider Gott und Groß-Nowgorod«. Im 15. Jahrh. hatte N. 400,000 Einw., wurde aber im letzten Viertel desselben vom Zar Iwan I. Wassiljewitsch den Russen unterworfen und so verheert, daß es zumal bei der bald erfolgenden Veränderung der Handelsverbindungen mit Asien sich nie wieder erholte und in neuerer Zeit durch das Aufblühen von Petersburg immer tiefer in Verfall gerieth. Aus der Ferne geben ihm jedoch, wie den meisten alten russ. Städten, zahlreiche Kirchthürme noch immer einen stattlichen Anblick. In dem verfallenen Kreml oder der Festung liegt die ehrwürdige Kathedrale zur h. Sophie, welche aus dem 11. Jahrh. herrührt und berühmte, in Erz gegossene mit vielen Figuren und Inschriften versehene Hauptthüren hat, welche 988 von Korssün oder Cherson hierher gekommen sein sollen, aber vermuthlich ein Werk deutscher Kunst sind. In den Umgebungen befinden sich viele Klöster, von denen vorzüglich das des h. Georg auf einer Landzunge am Ausflusse der Wolchow aus dem Ilmensee, prächtig und reich an Merkwürdigkeiten und Kleinodien ist.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 310.
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