Postille

[547] Postille bezeichnet ein Predigtbuch, in welchem die Predigt nach den Worten des Textes gegeben ist, gemäß der Bedeutung des Wortes, das von den lat. Ausdrücken post illa (nach jenen), nämlich verba textus (den Worten des Textes) abzuleiten ist. Indem Karl der Große, um der Unwissenheit der Geistlichen in der Religion abzuhelfen, zuerst durch den Diakonus Paul Warnefried eine Sammlung der besten vorhandenen Predigten, das Homiliarium genannt, veranstaltete, woraus die Geistlichen das Volk erbauen sollten, wurden nachmals nach seinem Beispiele noch andere Postillen abgefaßt, die als Erbauungsbücher lange Zeit zur öffentlichen und häuslichen Andacht benutzt wurden und deren kirchlicher Gebrauch noch stattfindet, wenn in Dorfgemeinden. der Schulmeister Gottesdienst hält.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 547.
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