Recensionen

[634] Recensionen werden vorzugsweise geschriebene Beurtheilungen von neuen Büchern und Gegenständen der Kunst genannt und die Verfasser derselben heißen davon Recensenten. Die Recension eines Buches soll dessen Hauptinhalt mit der von Gründen belegten Ansicht des Recensenten vom geistigen Gehalte, vom Verdienste darin niedergelegter Forschungen oder Beobachtungen, kurz von der Bedeutung dem Leser klar und leidenschaftslos darlegen, welche das beurtheilte Werk für den Zweig der Wissenschaft oder Kunst besitzt, welchem es angehört. Wo es der Mühe einer solchen, mitunter sehr schwierigen Arbeit, wegen der Erbärmlichkeit einer Schrift nicht verlohnt, reicht auch ein Urtheil von wenigen Worten hin, welches entweder durch den Namen des Beurtheilers, und wenn dieser nicht angegeben oder noch nicht gekannt ist, die Beglaubigung seiner größern oder geringern Zuverlässigkeit durch den Ruf und die Redaction der Zeitschrift erhält, wo es abgedruckt wurde. Dieses sind vorzugsweise die sogenannten kritischen (s. Kritik) und Literaturzeitungen und Blätter, von welchen, nach dem Vorgange der Franzosen, in Deutschland die ersten im letzten Viertel des 17. Jahrh. entstanden und von denen unter den jetzt herauskommenden die Göttinger gelehrten Anzeigen, die allgemeinen Literaturzeitungen zu Halle und Jena, die Wiener, Heidelberger, Berliner und Hallischen Jahrbücher, das Literaturblatt zum »Morgenblatt« und als übersichtlichstes von Allen das in Leipzig erscheinende »Repertorium der gesammten deutschen Literatur« zu den vorzüglichsten gehören, während die ebenfalls in Leipzig herauskommenden »Blätter für literarische Unterhaltung« allein die kritische Bekanntschaft mit dem Neuen in der einheimischen und den ausländischen Literaturen planmäßig im Interesse der allgemeinen Bildung vermitteln. Die würdige und ehrenhafte wissenschaftliche Kritik hat nicht blos auf die Leitung des öffentlichen Urtheils den größten Einfluß, sondern ist auch überall ein wichtiger Hebel literarischer und künstlerischer Bestrebungen gewesen, und nur tüchtige kritische Blätter machen es dem Einzelnen möglich, wenn das wissenschaftliche Leben irgend einigen Umfang genommen hat, den [634] vielseitigen Richtungen desselben zu folgen. – Von den Philologen wird unter Recension die kritische Durchsicht und Feststellung des Textes der Schrift eines Andern und namentlich von alten Schriftstellern verstanden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 634-635.
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