Selbstverbrennung

[162] Selbstverbrennung ist die übliche Benennung für den noch nicht hinlänglich erforschten Vorgang, daß der menschliche Körper unter gewissen Bedingungen sich von selbst entzündet und ganz oder zum größern Theil zu Asche verbrennt. Der Vorgang selbst ist durch zahlreiche, hinlänglich beglaubigte Fälle nachgewiesen, kann folglich nicht in Abrede gestellt werden. Auch stimmen alle hierher gehörige Beobachtungen darin überein, daß die Personen, welche auf diese Weise starben, gewöhnlich seit langer Zeit der Trunksucht in hohem Grade ergeben und fast immer alte, sehr fett gewordene Frauen waren. In der Regel fand man die Kleidungsstücke, mit denen die so verstorbenen Personen bekleidet gewesen waren, vollständig verbrannt, dagegen von dem Körper selbst immer noch einige nur halb verbrannte oder geröstete Theile, als Rückstand der wirklich verzehrten aber eine fette, übelriechende Masse, einen durchdringend stinkenden Ruß, eine leichte, salbenartige, riechende Kohle. Hatte das Feuer auch die sonst noch im Zimmer befindlichen verbrennlichen Gegenstände, wie z.B. das Bett, die Meubles u.s.w. ergriffen, so waren diese doch selten vollständig, sondern nur theilweise verbrannt, aber ebenso wie die Wände des Zimmers mit einer dicken Schicht eines fetten, sehr schwarzen und überriechenden Rußes überzogen. In einigen wenigen Fällen ist die Verbrennung von Augenzeugen beobachtet worden, und erschien dann als eine nicht sehr lebhafte, bläuliche Flamme, welche durch Wasser, das man zur Löschung anwendete, nur noch mehr angefacht wurde. Noch nicht entschieden ist bei dieser räthselhaften Erscheinung, ob sich die verzehrende Flamme durch sich selbst, oder durch Mittheilungen einer gewöhnlichen bereits brennenden Flamme erzeugt. Die Chemie kennt eine Menge von Gemischen verschiedener Stoffe, welche freiwillig verbrennen, und der Umstand, daß bei der Selbstverbrennung menschlicher Körper die umliegenden Gegenstände zwar durch die Hitze zerstört, nie aber in Flammen aufgegangen sind, spricht dafür, daß keine gewöhnliche Entzündung von außen stattfand. Hier ist auch die bekannte Thatsache zu erwähnen, welche mit Unrecht häufig bezweifelt wird, daß Branntweintrinkern zuweilen eine bläuliche Flamme aus dem Halse brennt, worauf gewöhnlich der Tod erfolgt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 162.
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