Spiessruthenlaufen

[247] Spiessruthenlaufen war eine sonst übliche, jetzt aber fast überall als barbarisch außer Gebrauch gekommene Strafe beim Militair für gröbere Verbrechen, namentlich Desertion. Es wurden 1–300 Soldaten mit Gewehr beim Fuß so aufgestellt, daß sie eine etwa 6 F. breite Gasse bildeten. Jeder Soldat hatte eine Haselnußgerte, und der Verurtheilte mußte durch diese Gasse unter Vorangehung eines Unteroffiziers und unter Trommelschlag hindurchgehen, wobei ihm jeder Soldat einen Hieb mit der Gerte gab. Konnte er vor Schmerz nicht mehr gehen, so wurde er auf eine Schütte Stroh gebunden und erhielt hier den Rest der ihm zuerkannten Anzahl Hiebe. An drei aufeinander folgenden Tagen sechsmal durch 300 Mann Spießruthen laufen, wurde der Todesstrafe gleich geachtet.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 247.
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