Synthesis

[347] Synthĕsis oder Synthese ist so viel als Zusammensetzung, Herstellung des Ganzen aus seinen Theilen, und insofern ist die Synthesis der Analysis (s.d.) grade entgegengesetzt. In Beziehung auf die Erkenntniß ist daher Synthesis dasjenige Verfahren, bei welchem man zur Erkenntniß irgend eines Gegenstandes dadurch gelangt, daß man früher gewonnene Erkenntnisse zu einem Ganzen verbindet. Was der Verstand bei seiner Betrachtung des Gegenstandes (als Merkmale, Ansichten u.s.w.) gemäß dem ihm eigenthümlichen analytischen Verfahren getrennt hat, das muß, wenn es anders zu einer vollständigen (nicht mehr einseitigen) Erkenntniß des Gegenstandes kommen soll, wieder vereinigt werden. In der Mathematik namentlich hat man synthetische und analytische Methode unterschieden. Bei jener werden die zu beweisenden Sätze aufgestellt und der Beweis enthält nichts Anderes als eine Zusammenstellung bereits erwiesener Sätze, aus deren Zusammenfassung dann die Richtigkeit des neuen Satzes folgt. Bei der analytischen Methode werden die in einem als wahr erkannten (mathematisch bewiesenen) Satze enthaltenen (abstracten) Wahrheiten aufgesucht und als neue durch die Auffindung selbst erwiesene Sätze hingestellt.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 347.
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