Syrakus

Syrakus

[347] Syrăkus, die ehemalige Hauptstadt Siciliens auf der Ostküste der Insel, welche zur Zeit ihrer höchsten Blüte einen Umfang von gegen sechs deutschen Meilen und 300,000 Einw. hatte, war die älteste Colonie, welche Griechen auf Sicilien anlegten.

Sie soll 736 v. Chr. von einem Korinther Archias gegründet worden sein, nachdem er Teneater aus dem korinth. Gebiet und Dorer aus Megara um sich versammelt hatte. S. entstand aus der Vereinigung von vier kleinern Städten: Ortygia, Achradine, Tyche, Neapolis und der Festung Epipolä und hatte, von zwei Meerbusen eingeschlossen, die Gestalt einer Halbinsel. Gelon, der Beherrscher von Gela, einer andern Stadt in Sicilien, welches damals in viele kleine Staaten zerfiel, bemächtigte sich um 500 v. Chr. der[347] Stadt S. und legte den Grund zu ihrem spätern Glanze. Hiero I., ein Freund der Wissenschaften, folgte Jenem, und diesem Thrasybul, welcher seiner Grausamkeit wegen 466 v. Chr. vertrieben wurde. Die Anstrengungen, eine streng demokratische Verfassung aufrecht zu erhalten, wollten nicht glücken. S. hatte mit den griech. Staaten Kämpfe zu bestehen und 406 bemächtigte sich Dionysius I. der Herrschaft. Dionysius II., sein Sohn, wurde von Timoleon vertrieben, welcher dem Staate eine auf neue Gesetze gegründete Freiheit gab. Der Amphipolos (d.h. Priester) des Jupiter Olympius war oberste Magistratsperson. Durch den Sieg über die in Sicilien um sich greifenden Karthager befestigte Timoleon das Ansehen und die Ruhe von S. Dennoch erhoben sich in der Folge neue Tyrannen, unter denen namentlich Agathokles fast ganz Sicilien in seine Gewalt brachte. Hiero II., 268 zum Tyrannen gewählt, war noch ein ausgezeichneter Herrscher, nach ihm verfiel S. immer mehr, bis 212 v. Chr. die Römer es eroberten. – In dem heutigen Siragossa erkennt man das alte S. nur noch an den zahlreichen Trümmern prachtvoller Bauwerke, von denen eins, ein ehemaliges größtentheils in Stein gehauenes Theater, umstehend abgebildet ist. Siragossa hat nicht ganz 14,000 Einw. und ist der Sitz einer Intendantur und eines Erzbischofs. Die jetzige Kathedrale war vor Zeiten ein Minervatempel. Noch zeigt man die unter dem Namen des Ohrs des Dionys bekannte Felsengrotte, in welcher sich ein starkes Echo befindet, welches der Tyrann benutzt haben soll, um die Gefangenen zu behorchen. In der Umgegend von S. findet man die Papyrusstaude, welche eigentlich in Ägypten heimisch ist und zur Verfertigung von Papier gebraucht wird.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 347-348.
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