Tarquinius

[365] Tarquinĭus (Lucius), mit dem Beinamen Priscus, d.h. der Alte, war alter Überlieferung nach der fünfte König in Rom. Er war zu Tarquinii (s.d.) geboren, der Sohn eines korinth. Kaufmanns, Demaratus. Da erzählt wird, er habe zu Tarquinii Lucumo geheißen, dies aber der Titel der hetrurischen Oberhäupter war, so ist wahrscheinlich, daß er mit der obersten Gewalt in seiner Vaterstadt bekleidet war. Seine stolze und reiche Gemahlin Tanaquil soll ihn bewogen haben, sich nach Rom zu begeben, wo er den Namen Lucius Tarquinius annahm und 617 v. Chr. Nachfolger des Königs Ancus Martius wurde. Er trag durch seine Siege über die benachbarten Völker zur Erweiterung der Macht Roms bei, umgab die Stadt mit einer Mauer, gründete das Capitol und mehre Tempel und vermehrte die Zahl der Senatoren und der Ritter. Seine Tochter vermählte er mit Servius Tullius (s.d.), welcher ihm folgte, als T. 578 v. Chr. in einem Aufstande den Tod gefunden, welchen die Söhne des Ancus Martius erregt hatten, um die höchste Gewalt an sich zu reißen. – Tarquinius, mit dem Beinamen Superbus (d.h. der Stolze), der Enkel des alten T., war der siebente und letzte König von Rom und folgte 534 v. Chr. dem Servius Tullius,[365] welchen er ermordete. Obschon er siegreich gegen die Nachvölker kämpfte, so machte er sich bei seinen Unterthanen dennoch durch Übermuth und Despotismus verhaßt. Als daher sein Sohn Sextus die edle Lucretia (s.d.) geschändet hatte, so fiel das Volk, aufgefodert von Brutus und von den Verwandten der Lucretia, von ihm ab und T. wurde 510 v. Chr. vertrieben. Alle seine Versuche, Rom wieder unter seine Gewalt zu bringen, mislangen und er starb in einem Alter von 90 Jahren zu Cumä.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 365-366.
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