Thierarzneikunde

[417] Thierarzneikunde, Thierheilkunst, Veterinairkunde oder Zooiatrik wird derjenige Theil der Heilkunde genannt, welcher sich mit Heilung der Krankheiten der Thiere, namentlich der Hausthiere beschäftigt. Die berühmten Ärzte des Alterthums beschäftigten sich schon mit der Thierheilkunde, später aber wurde dieselbe gänzlich vernachlässigt und den Abdeckern, Schäfern und Schmieden (Curschmieden) überlassen. Bei der Sorgfalt, die man auf Pferdezucht verwendete, nahmen sich später auch die Stallmeister der Pferdeheilkunde (Hippiatrik) an. Erst die großen Viehseuchen, welche im Anfange des 18. Jahrh. unermeßlichen Schaden in Europa anrichteten, lenkten die Aufmerksamkeit der Regierungen auf diesen ganz vernachlässigten Theil der Wissenschaft, sodaß sie ausgezeichnete Ärzte veranlaßten, sich derselben anzunehmen, und endlich auch Thierarzneischulen gründeten, auf welchen Thierärzte wissenschaftlich ausgebildet wurden. Die erste derartige Anstalt wurde von dem franz. Stallmeister Bourgelat 1762 zu Lyon und eine zweite von demselben 1765 zu Paris begründet. Darauf stiftete die sächs. Regierung eine Veterinairschule zu Dresden und die östr. eine ähnliche Anstalt zu Wien, welchen bald noch mehre Schulen sich anreihten. Seitdem haben auch einzelne Männer die Thierarzneikunde zum Gegenstande unausgesetzter wissenschaftlicher Bestrebungen gemacht, und dieselbe nicht wenig gefördert, wiewol die Anzahl der wissenschaftlich gebildeten Thierärzte noch viel zu gering ist, um die unwissenschaftliche Pfuscherei überall verdrängen zu können.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 417.
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