Toulon

[456] Toulon, feste Seestadt mit 32,000 Einw. und dem wichtigsten franz. Kriegshafen am mittelländ. Meere, Hauptort einer Seepräfectur, liegt an einem Meerbusen in einer von felsigen Höhen eingeschlossenen Ebene, ist ziemlich freundlich gebaut und wird in das alte und das neue Quartier abgetheilt. Die franz. Flotte des Mittelmeeres stationirt im hiesigen Hafen, der zu den besten der Welt gehört, und die Anstalten für die franz. Marine machen T. vorzüglich merkwürdig. Es gehören dahin Docks, Vorrathshäuser zum Verwahren und Werkstätten zum Verfertigen aller Gattungen von Schiffsbedürfnissen, das Arsenal, die Bagnos oder die Gefängnisse für 4500 zu den Galeeren, wie man oft sagt, eigentlich zur Zwangsarbeit (travaux forcés) verurtheilter Verbrecher, welche im Hafen und in den Zeughäusern zu den härtesten Arbeiten gebraucht werden, eine Stückgießerei u.s.w. Außer einer Schiffahrtsschule besteht hier auch ein Seminar für die Bildung von Schiffsgeistlichen und eine medicinische Lehranstalt für Schiffsärzte. Südlich von der vortrefflichen Rhede liegt auf einer Halbinsel das weitläufige Hospital St.-Madrier, und einige Stunden entfernt die Hyerischen Inseln (Isles d'Hyères) unweit der Küste, die bis auf die Besatzung einiger Forts unbewohnt sind, aber eine vortreffliche Rhede bilden helfen. Während des span. Erbfolgekriegs wurde T. 1707 vom Jul. bis Sept. von den Östreichern vergeblich belagert; 1744 verlor die vereinigte franz.-span. Flotte bei T. eine große Seeschlacht gegen die Engländer. Um der Schreckensregierung des Convents zu entgehen, öffnete T. 1793 den Engländern seine Thore, ward aber von einer republikanischen Armee belagert und der damalige Artillerielieutenant Bonaparte trug wesentlich dazu bei, daß es von den Engländern geräumt wurde, die vorher die vorhandene franz. Flotte verbrannten und mit denen die Hälfte der Bevölkerung absegelte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 456.
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