Übervölkerung

[509] Übervölkerung. Man versteht darunter die Vereinigung einer solchen Menge von Bewohnern oder einer so zahlreichen Bevölkerung (Population) auf einem gegebenen Flächenraume, daß sie dort die nöthigen Mittel zu ihrer Subsistenz sich nicht zu verschaffen vermag. Dies kann der Fall sein, wenn dem Boden die nöthigsten Lebensbedürfnisse wirklich nicht in hinreichender Menge für seine Bevölkerung abgewonnen werden können und dieser aus Mangel an Betriebsamkeit, an Mitteln, Bildung und Unternehmungsgeist oder wegen Ungunst der örtlichen und der Zeitverhältnisse keine Erwerbsquellen zu Gebote stehen, deren Ertrag die Herbeischaffung des Mangelnden aus der Ferne gestattet. Die Mittel zur Abhülfe derartiger nachtheiliger Verhältnisse und davon hervorgerufener Verarmung richten sich natürlich nach den besondern Umständen und sind entweder die unmittelbare Unterstützung der Bedürftigen von Seiten des Staats (durch die Regierung), wenn der Nothstand nur vorübergehend scheint, oder die Belebung älterer und Einführung neuer Industriezweige, und wenn das unzureichend wäre, die Auswanderung (s.d.); denn die Erde ist mit 1000 Mill. Menschen noch beiweitem nicht bevölkert genug und würde vielleicht zehnmal so viel ernähren. Niemals dürfen jedoch zur Abwehr der Übervölkerung Mittel der Art, wie das Aussetzen der Kinder und besonders der Mädchen in China, angewendet werden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 509.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika