Walzer

[651] Walzer (der), ist seit dem vorigen Jahrh. der allgemein beliebteste, deutsche Nationaltanz und stellt in seiner charakteristischen Einfachheit ein fröhliches Paar vor, welches in traulicher Umschlingung sich dreht und indem es Doppelkreise um sich selbst beschreibt, eine größere Cirkelbahn zurücklegt. Er hat seinen Ursprung von dem im südl. Deutschland beim Landvolke gebräuchlichen Ländler oder Länderer und behielt daher anfänglich auch dessen langsames Zeitmaß und mitunter zärtlich sehnsüchtigen Ausdruck bei. Allmälig ist aber das Zeitmaß der modernen Walzer hauptsächlich durch die von Wien aus verbreiteten »Wienerwalzer« ein so rascher geworden, daß die Tänzer wie im Sturme herumwirbeln. Die Musik folgte der Mode, obgleich sie meist den alten 3/4 oder 3/8 Takt beibehielt; daneben kamen auch Walzer im 2/4 Takt [651] auf, die sogenannten Ecossaisenwalzer, welche jedoch ebenfalls das anfänglich gemessene Tempo mit einen raschern vertauschten und zum Rutscher und der Galoppade umgeformt wurden. Außerhalb Deutschland und besonders in England und Frankreich betrachtete man lange die vertrauliche Annäherung der Tanzenden im Walzer als nicht anständig und erst in neuerer Zeit ist er auch dort eingeführt worden. Vom Cotillon macht er ebenfalls den Haupttheil aus und wird auch in Quadrillen eingeflochten. Die Walzermusik hat in der jüngsten Zeit eine vorher unbekannte Mannichfaltigkeit und charakteristische Bedeutsamkeit durch die Compositionen von Strauß und Lanner in Wien erhalten, welche das Muster der Gegenwart geworden sind.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 651-652.
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