Äther

[115] Äther (grch.), der fein verteilte, sowohl den ganzen Weltenraum, als auch den Raum zwischen den Körpermolekülen erfüllende elastische Stoff, welcher als Träger des Lichtes (daher Licht-Ä.), der strahlenden Wärme, sowie der elektrischen und magnetischen Erscheinungen betrachtet wird. Ausgehend von der Entdeckung der chemisch indifferenten seltenen Gase in der Atmosphäre, hat Mendelejew neuerdings den Versuch einer chem. Auffassung des Welt-Ä. auf Grundlage des Periodischen Systems der chem. Elemente gemacht und bezeichnet den Licht.-Ä. als Element Newtonium. – Ä., in der Chemie entweder Anhydride der Alkohole (einfache Ä.), oder Alkohole, in deren Hydroxylgruppen Säureradikale an Stelle von Wasserstoffatomen getreten sind (zusammengesetzte Ä., Ester). Der gewöchnliche Ä., Äthyl-Ä., Äthyloxyd, [115] Schwefel-Ä. oder Schwefelnaphtha, entsteht bei der Einwirkung von Schwefelsäure auf Alkohol bei 130-140° C., wobei sich zunächst Ätherschwefelsäure (Äthylschwefelsäure) bildet, die sich bei weiterer Einwirkung von Alkohol in Ä. und Schwefelsäure umsetzt. Er ist eine farblose, erfrischend riechende Flüssigkeit von 0,728 spez. Gewicht (bei 15° C.), schmeckt brennend, siedet bei 35° C., entzündet sich leicht, verbrennt mit leuchtender Flamme; mit Luft gemischt explodiert er heftig, verdunstet unter Kälteerzeugung; eingeatmet wirken seine Dämpfe zuerst berauschend, dann tief betäubend; in Wasser wenig löslich, mischt er sich leicht mit Alkohol, löst Schwefel, Jod, Phosphor, Fette, Harze und Schießbaumwolle, deshalb in der Technik vielfach verwendet; in der Medizin findet sowohl der reine Ä. wie seine Mischung mit Alkohol (der offizinelle Ätherweingeist, Spiritus aetherĕus, Hoffmanns Tropfen, Liquor, 1 Teil Ä., 3 Teile Weingeist) als nervenbelebendes Heilmittel sowie als Anästhetikum häufige Anwendung.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 115-116.
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