Byron [2]

[296] Byron (spr. beir'n), George Noël Gordon, Lord, der größte engl. Dichter der Neuzeit, geb. 22. Jan. 1788 zu London, studierte in Cambridge, wo er bereits die »Hours of idleness« (1807) und gegen Broughams Kritik die Satire »English bards and Scotch reviewers« schrieb, machte 1809-11 eine Reise über Portugal und Spanien nach Griechenland, Kleinasien und Konstantinopel (geschildert in »Childe Harold's pilgrimage«, Gesang 1 u. 2, 1812), veröffentlichte, zurückgekehrt, die poet. Erzählungen »The giaur«, »The bride of Abydos«, »The corsair«, »Lara« u.a., vermählte sich 2. Jan. 1815 [296] mit Anna Isabella Milbanke, Erbin der Baronie Wentworth (geb. 1792, gest. 1860), die sich schon 1816 wieder von ihm trennte. Die 1869 gemachten »Enthüllungen« von H. Beecher-Stowe über B.s angebliches blutschänderisches Verhältnis zu seiner verheirateten Halbschwester Augusta Leigh sind unglaubwürdig. Seit 1816 bereiste B. den Rhein, die Schweiz und ItalienChilde Harold«, Gesang 3 u. 4; das ganze Werk erklärt von Aug. Mommsen, 1885), lebte 1819-23 in Italien in intimem Verhältnis mit der Gräfin Guiccioli (gest. als Marquise de Boissy 1873), ging 1823 nach Griechenland, wo er sich am Freiheitskampfe beteiligte, und starb 19. April 1824 in Missolunghi. In B.s genialen Dichtungen, von glänzender und schwungvoller Diktion, prägen sich die Zerrissenheit seines Charakters, seine Zweifel und seine Menschenverachtung aus; er ist als Dichter des revolutionären Anstrebens gegen das Bestehende und des Weltschmerzes von größtem Einfluß auf die moderne Dichtung überhaupt geworden. Zu nennen noch: die dramat. Gedichte »Manfred«, »Marino Faliero«, »Cain«, »Heaven and Earth«, die poet. Erzählungen »The prisonner of Chillon«, »Mazeppa«, »Beppo« und B.s Meisterwerk, das unvollendete komische Epos »Don Juan«. Deutsche Übersetzungen von A. Böttger (neue Ausg., 9 Bde., 1901) und Gildemeister (6 Bde., 5. Aufl., 1903). – Vgl. Elze (8. Aufl. 1886), Koeppel (1902); »Tagebücher und Briefe« (deutsch von Engel, 4. Aufl. 1904).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 296-297.
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