Chlor

[338] Chlor (chem. Zeichen Cl), zu den Halogenen gehöriges, in der Natur an Metalle gebundenes Element, ein grüngelbes Gas von heftig reizendem, erstickendem Geruch, zerstört organische Stoffe; Atomgewicht 35,18, spez. Gewicht 2,49; durch Druck oder Kälte zu einer grüngelben Flüssigkeit verdichtbar, die bei – 33,6° siedet und bei – 102° fest wird. C. wird dargestellt durch Übergießen von Braunstein mit konzentrierter Salzsäure oder aus Kochsalz, Schwefelsäure und Braunstein oder aus Chlorkalk und Salzsäure. C. wird von Wasser absorbiert (das offizinelle Chlorwasser, Aqua chlorāta, Chlorum solūtum); die gelbgrüne Flüssigkeit zersetzt sich aber am Licht unter Bildung von Salzsäure; bei 0° scheidet sie kristallinisches Chlorhydrat ab. C. hat sehr große Affinität zu den meisten andern Elementen, verbindet sich direkt unter Feuererscheinung mit Antimon, Phosphor, Bor, Kalium etc., mit Wasserstoff bei Sonnenlicht unter Explosion zu Chlorwasserstoff (s. Salzsäure). Es ist ein wirksames Desinfektionsmittel, dient zum Bleichen, zur Darstellung von Chlorpräparaten etc. Mit Metallen und organischen Radikalen bildet es Chlorüre und Chloride, letztere die chlorreichern Verbindungen, den Oxyden der betreffenden Metalle, erstere ihren Oxydulen entsprechend. Solche Chloride sind Chlorkalium (Kaliumchlorid), als Mineral Sylvin, Bestandteil des Meerwassers und im Carnallit vorhanden, aus der heißen Carnallitauge durch Auskristallisieren gewonnen, dann in Flammöfen getrocknet, rein durch Umkristallisieren in farblosen Würfeln erhalten; Chlornatrium (Natriumchlorid, Kochsalz), in der Natur als Steinsalz (s.d.) weit verbreitet, in wässeriger Lösung in den Solen und im Meerwasser vorkommend, löst sich leicht in Wasser, schmilzt und verdampft in der Hitze unzersetzt; Chlorsilber (Silberchlorid), als Mineral Hornerz, fällt als weißer, in Wasser und Säuren unlöslicher, in wässerigem [338] Ammoniak oder Cyankalium löslicher Niederschlag aus einer Silbersalzlösung (Höllenstein) bei Zusatz von Kochsalzlösung, schwärzt sich am Lichte, daher in der Photographie verwendet; Chlorstickstoff, eine höchst explosible Substanz, entsteht, wenn Chlorgas mit Salmiaklösung zusammengebracht wird, in Form gelber, öliger Tropfen; die Sauerstoffverbindungen des C., Säuren und Anhydride, sind im freien Zustande wenig beständig: Unterchlorigsäureanhydrid (Chloroxyd), blutrote, sich in gelben Dämpfen verflüchtigende Flüssigkeit, unterchlorige Säure, nur in wässeriger Lösung, als ätzende Flüssigkeit bekannt, zersetzt sich am Lichte, Unterchlorsäureanhydrid (Chlordioxyd, Chlortetroxyd), höchst explosives, grüngelbes, zu einer rotbraunen Flüssigkeit verdichtbares Gas, Chlorigsäureanhydrid, leicht explodierendes, zu rotbrauner Flüssigkeit verdichtbares Gas, vielleicht ein Gemenge von Chlordioxyd mit C. und Sauerstoff, chlorige Säure, durch Absorption des Anhydrids in Wasser entstehend, Chlorsäure (s.d.), Überchlorsäure, farblose, an den Luft rauchende Flüssigkeit, dient zur Analyse von Kaliumsalzen, da das überchlorsaure Kalium, Kaliumperchlorat, in Wasser fast, in Alkohol ganz unlöslich ist.

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Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 338-339.
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