Hysterie

[845] Hysterīe (grch.), Mutterplage, Mutterstaupe, eigentümliche, meist bei Frauen, selten bei Männern auftretende Nervenkrankheit, geht meist von Krankheiten der Geschlechtsorgane aus, kennzeichnet sich durch Verstimmung des Gemüts, plötzliche Übergänge vom Weinen zum Lachen, Gefühl des Aufsteigens einer Kugel vom Magen zur Kehle (sog. hysterische Kugel, Globus hystericus), Blähungen, Nervenschmerzen, Kopfschmerzen an einer umschriebenen Stelle des Schädels (hysterischer Nagel), Krampfanfälle (Lach-, Wein-, Gähnkrämpfe, aber auch Krämpfe des ganzen Körpers, hysteroepileptische Krämpfe), heftige Gelenkschmerzen (hysterische Gelenkneurosen), Empfindungslosigkeit, meist auf die eine Körperhälfte beschränkt (hysterische Hemianästhesie) und Lähmungen. In höhern Graden und bei längerm Bestehen geht die Krankheit auch in schwere Formen der Geistesstörung (hysterische Melancholie, Manie, hysterische Verrücktheit) über. Hystērisch, an H. leidend. – Vgl. Breuer und Freund (1895), Binswanger (1904), Hellpach (1904).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 845.
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