Atalanta

[337] Atalanta. Die muthige, schöne und schnellfüßige Tochter des Königs von Argos, Schöneus, die aber so grausam gegen das Geschlecht der Männer und gegen die zarten Gefühle der Liebe war, daß sie nur den Mann als Gemahl umarmen wollte, dem es gelingen würde, sie im Wettlauf einzuholen, den der Werbende[337] unbewaffnet antreten mußte, während sie mit einer Lanze bewaffnet war, mit welcher sie den Freier niederstieß, sobald sie ihn einholte, und dann wurde am Ziel sein Kopf aufgesteckt. Nachdem dieß Loos schon Einige betroffen hatte, trat Hippomenes, der Sohn des Megareus, als abermaliger Werber um die schöne Atalanta auf. Venus beschützte ihn, und hatte ihm drei goldne Aepfel geschenkt, die er nach und nach während des Wettlaufs fallen ließ. Atalante war so keck und siegesgewiß, daß sie dieselben während des Laufes aufhob, wodurch sie sich so verspätete, daß Hippomenes glücklich zum Ziel gelangte, und sie zur Gemahlin erhielt. Er vergaß aber, der hilfreichen Göttin hinlänglichen Dank darzubringen, und sie strafte ihn dafür mit so heftiger Liebe zu seiner Gemahlin, daß er diese sogar im Tempel der Kybele umarmte. Nun rächte sich diese Göttin für die Entheiligung ihres Tempels dadurch, daß sie Atalanten und ihn in ein Löwenpaar verwandelte, das ihren Wagen ziehen mußte. – Den gleichen Namen Atalanta führte auch noch eine Arkadierin, Tochter des Jasos und der Klymene. Ihr Vater wollte von seiner Gattin nur Söhne haben, und setzte die Tochter auf einem Berge aus, wo eine Bärin sie fand und säugte. Sie wurde später eine gewaltige Jägerin, erregte einige Centauren, die sie überfallen wollten, machte den Zug der Argonauten mit, und half den kaledonischen Eber bekämpfen, und Meleager schenkte ihr Kopf und Fell des Ebers, erlegte auch ihr zu Liebe seine Verwandten Pieuxippos und Topeus, die ihr jene Gaben mißgönnten.

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Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 337-338.
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