Cicisbeat, Cicisbeo

[408] Cicisbeat, Cicisbeo. Sobald in Italien, namentlich in Florenz und Genua, ein Mann aus den höhern Ständen geheirathet hat, gestattet er der Frau einen Hausfreund (Cicisbeo), welcher sie in Gesellschaften, Concerte, Theater, zu öffentlichen Lustbarkeiten und auf Promenaden begleitet, sie beschützt, bei der Toilette unterhält, ja sogar zu jeder Tagesstunde unangemeldet besuchen darf, was selbst der Gemahl aus übertriebener Delikatesse nicht thut. Da nun dieses Verhältniß nichts Sträfliches hat, und es den Gatten der Mühe überhebt, für die Unterhaltung seiner Frau selbst zu sorgen, so besteht es trotz der Eifersucht der Italiener und gehört zum guten Ton. Die Pflichten eines solchen Hausfreundes sind aber in der That kein süßes Geschäft. Immer genöthigt die Rolle eines nachgiebigen, gefälligen Verehrers und Anbeters zu spielen, muß er die Launen seiner Gebieterin mit immer gleicher Langmuth ertragen, ohne selbst Ansprüche auf eine Neigung machen zu dürfen. – In neuerer Zeit hat übrigens diese Sitte sehr abgenommen, und die Ehen haben sich auch in Italien mehr dem ernsten, soliden und traulichen Charakter der Deutschen genähert.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 408.
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