Cohäsion

[444] Cohäsion, nennt man diejenige Kraft, vermöge deren die kleinsten Theile eines jeden Körpers aneinander hängen. Es gehört eine Reihe von Vorstellungen dazu, um dasjenige, was der Physiker unter dem Worte Cohäsion versteht,zu begreifen. Diese alle zu entwickeln, ist in so beschränktem Raume unmöglich, wir müssen daher zu Beispielen unsere Zuflucht nehmen. Der Marmor ist gewiß Jedem bekannt, er ist ein fester, harter Stein, doch gehört nur das Glühen im gewöhnlichen Ofen dazu, um zu machen, daß er in Staub zerfällt; denn wie fest er auch ist, die Gluth des Ofens trennt die Bande der Cohäsion, welche seine einzelnen Theilchen[444] zusammen hält; er löst sich in Kalkpulver auf. Das Eis ist ein ziemlich fester Körper; der milde Hauch des Frühlings sprengt die festen Brücken, welche der Winter über Bäche und Flüsse gewölbt, die Cohäsion verringert sich, das Eis wird mürbe, es löst sich in Wa sser auf. Das also, wodurch die wahrnehmbaren Körper als solche bestehen, ist die Cohäsion, eine Kraft, welche wir nicht definiren, deren Wirkungen wir nur warhnehmen können. Allein ob in ihrem geheimsten Innern auch unbekannt, hat der Mensch sie dennoch sich untergeordnet und bedient sich ihrer in hundert und tausend Fällen. Zwei Flächen möglich glatt – (wie Spiegelgläser z. B.) hängen, wenn man sie auf einander legt, mit nicht unbedeutender Kraft aneinander, noch viel mehr, wenn man eine Flüssigkeit dazwischen bringt; den höchsten Grad aber erreicht ihr Zusammenhang, wenn die dazwischen gebrachte Flüssigkeit nach einiger Zeit erstarrt. So wird die Cohäsion, überall angewendet, meistens aber ohne daß man es weiß; man nennt es Pappen, Leimen, Kleben, Löthen, Verschmelzen, Schweißen, etc. Der Maurer bedient sich des Mörtels, um die Steine zu verbinden, welche das Haus bilden sollen, und war der Mörtel gut, so müssen die Steine zerbröckeln, bevor sie von einander lassen. Der Kupferschmied verzinnt seine Geschirre, indem er das schmelzende Metall über das erhitzte Kupfer streicht; der Goldschmied vergoldet Messing und Silber etc. Immer ist es die Cohäsion, mittelst deren vollbracht wird, was man beabsichtigt.

V.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 444-445.
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