Denkmal

[110] Denkmal, ist jedes flüchtige, vorübergehende, oder stäte, bleibende Zeichen der Liebe, Freundschaft oder Verehrung. Vom Obelisken und der Pyramide, die sich über den Gräbern der Pharaonen erhoben, und der Alles vernichtenden Zeit bis jetzt getrotzt[110] haben, bis zur Immortelle, die ein liebendes Herz einem Abgeschiedenen zur Reminiscenzfeier darbringt, gibt es der Denkmale Tausende. Hier ist es eine Marmorstatue für den Helden, dort ein einfaches Kreuz auf dem Friedhofe; bald sind es Triumphbogen, Tempel, bald eine bescheidene Hütte. Jene verdanken ihre Entstehung der Anerkennung des Geistes, diese einer zarten Regung des Herzens. Das berühmteste Denkmal des Alterthums, welches zärtliche Gattenliebe errichtete, ist das der Artemisia (s. d.) zu Halikarnaß. Die Bau- und Bildhauerdenkmale der Alten, wovon Griechen und Römer uns die meisten hinterlassen haben, sind das ehrwürdige Band, welches Mitwelt und Vorwelt umschlingt. Sie sind uns Lehrer über Sitten, Cultur und Gebräuche unserer Vorfahren, sie sind die ehernen Blätter der Geschichte. Unter den welthistorischen Denkmalen der Vorzeit nennen wir die persischen Königsgräber in den Ruinen zu Persepolis, die Obelisken und Pyramiden Aegyptens, die prachtvollen Felsentempel Qstindiens, die Statuen griechischer Helden, die Triumphbogen der Römer, die Ehrensäulen Trajan's und Antonin's, die Grabmähler an der heiligen Straße von Athen nach Eleusis, die der via sancta bei Rom und die Gräberstraße von Pompeji. Merkwürdige Denkmale neuer Zeit sind die Vendome's-Säule zu Paris, der kolossale Löwe auf dem Schlachtfelde von Waterloo, das gothische Denkmal auf dem Kreuzberge bei Berlin, das Ehrendenkmal König Maximilian's von Baiern, die Alexandersäule zu Petersburg. Ebenso fanden Martin Luther zu Wittenberg, Albrecht Dürer zu Nürnberg und Hermann Francke zu Halle von der Nachwelt ein ehrendes Andenken. Aber auch die Frauen wurden durch Denkmale gefeiert, so die Königin Louise von Preußen durch ein prächtiges Mausoleum im Schloßgarten zu Charlottenburg, die Erzherzogin Christiane durch ein Mausoleum von Canova in der Augustinerkirche zu Wien und v. A. Das schönste Denkmal für den Mächtigsten der Erde wie für den Aermsten bleibt die Thräne der Rührung und Liebe.

B–l.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 110-112.
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