Götzen und Götzendienst

[486] Götzen und Götzendienst (Idololatrie). Wenn man sonst das Wort Götzen unter einen allgemeinen Begriff faßte, und darunter alle Wesen verstand, vorhandene oder auch nur eingebildete, denen außer dem alleinigen Gott, an den wir glauben, Opfer, Anbetung und Verehrung irgend einer Art dargebracht wurde, so versteht man heut' zu Tage unter einem Götzen mehr ein Bild, das solche Ehren empfängt, als eine Gottheit selbst. Daß die Bilder–anbetung sehr alt ist, und wohl auch früher von der noch im Kindesalter stehenden Menschheit ergriffen wurde, als ihr die Ahnung eines einzigen und alleinigen, höchsten Wesens kam, geht aus der Kulturgeschichte fast aller Völker hervor. Es ist eine vergebliche Mühe, den Ursprung der Abgötterei erforschen, und aus irgend einem Lande herleiten zu wollen, sie ist nicht jünger, wie das Menschengeschlecht. Als dieses seine Wiege verließ und seine Heimath, als sich vom Rücken Hochasiens die Völkerströme verbreiteten, trug schon ein jeglicher Stamm seine theuern Penaten mit davon, und stellte sie dann auf immer höhere Throne. Ueberall fanden sich Priester, überall Gläubige, und die Erde wurde manches Jahrtausend alt, bevor der klare Sinn einfacher Hirtenfürsten auf den Gedanken kam, es sei nur ein Gott, der das All regiere, die Sterne lenke, der weise und gerecht, mild und streng sei. (Vergl. Fetisch und Mythologie.)

–ch–

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 486.
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