Granatbaum

[498] Granatbaum, in die Familie der Myrteen gehörend, in beiden Indien, im Orient und in Südeuropa einheimisch. Der wildwachsende ist nur strauchartig, der kultivirte wird 15–20 Fuß hoch, sein Stamm ist knorrig. Die kleinen Zweige stehen an den Aesten kreuzweise gegen einander, sind etwas stachlig und von röthlicher Farbe. Die glänzend grünen, dicken, schmalen Blätter gleichen denen des Oelbaums und geben, zwischen den Fingern gerieben, einen starken, unangenehmen Geruch. Einen sehr schönen, wahrhaft prachtvollen Anblick gewähren die herrlichen scharlachrothen Blüthen, deren es gefüllte und einfache gibt. In unserem Klimo, wo der Granatbaum nur im Gewächshaus überwintert, müssen wir uns mit diesen schönen Blüthen begnügen, indem er gar keine, oder doch nur sehr unvollkommene Früchte trägt. Diese gleichen einem rundlichen Apfel von der Große einer Orange, an deren Spitze die zurückbleibenden Einschnitte des Blumenkelchs eine kleine Krone bilden. Die äußere Schale ist dunkelroth, dünn und holzig; die innere gelb, lederartig, zäh und dick. Im Innern befinden sich wie bei den Citronen häutige Zellen, angefüllt mit einem röthlichen, weinsäuerlichen Saft, und mit harten Samenkörnern. Ein jedes solches Samenkorn bildet wieder eine Beere, unter deren dünnen Häutchen abermals ein Saft befindlich ist, in welchem der eigentliche Kern liegt. Die Frucht wird roh und auf mancherlei Art zubereitet genossen. Wir erhalten sie aus Italien und Spanien, doch selten die ganze Frucht, meistens nur den ausgepreßten Saft oder die Schale, beide, so wie auch der Same, werden wegen ihrer zusammenziehenden und stärkenden Wirkung, in der Medicin benutzt. Die Fortpflanzung geschieht durch Wurzelschößlinge und durch reife Samenkörner. Sehr richtig und schön bezeichnet die Blumensprache durch die brennendrothe Granatblüthe das Feuer der Liebe und der Wahrheit.[498]

L. M.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 498-499.
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