Hippel, Theodor Gottlieb von

[288] Hippel, Theodor Gottlieb von, einer der originellsten Menschen, wurde 1741 in Ostpreußen geb. und bewährte durch sein ganzes Leben den Mann von ausgezeichnetem Talent, seltener Beharrlichkeit und der schärfsten Lebensklugheit, die ihn Alles, was er wollte, erreichen und durchsetzen ließ. Früher Advokat in Königsberg, stieg er 1780 zum Bürgermeister und Polizeidirektor, und starb 1796. Hippel's ungewöhnliche Geisteskräfte erwarben seiner Geschäftsthätigkeit wie seiner Gelehrsamkeit einen gleich großen Namen; das Eigenthümliche seiner Schreibart herrscht ebenso in seinen Briefen und Dienstaufsätzen, wie in seinem Landrechtsentwurf, in seinen philosophischen, wie in seinen schönwissenschaftlichen Schriften. Sein Buch über die Ehe ist eine Sammlung der feinsten und witzigsten Wahrnehmungen, Gedanken und Streitfragen, in einem lebhaften, überaus geistvollen Tone vorgetragen. Das bedeutendste und anziehendste von Hippel's Werken sind die unübertrefflichen: »Lebensläufe nach aufsteigender Linie,« die unter dem humoristischen Gewande Ernst, Gefühl und schärfste Betrachtung in höchster Vollendung verbergen; ihnen schließen sich die »Kreuz- und Querzüge des Ritters A bis Z,« gleich ausgezeichnet zu nennen, auf das Würdigste an. Seine Lieder und Lustspiele stehen den erwähnten Schriften bei Weitem nach; trotz des entschiedensten Beifalls, den die meisten seiner Werke fanden, bewahrte Hippel die strengste Anonymität.

T.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 288.
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