Hippel

[390] Hippel (Theodor Gottlieb von), ein geistreicher, besonders als Humorist ausgezeichneter deutscher Schriftsteller, wurde 1741 zu Gerdauen, einem Städtchen in Ostpreußen, geboren. Sein Vater, der Schulrector war, gab ihm die erste Erziehung, und von seinem 16. Jahre an widmete sich H. auf der Universität zu Königsberg dem Studium der Theologie. Zurückgekehrt von einer 1760 nach Petersburg unternommenen Reise, auf der ihn ein Freund in die höhern Kreise der Gesellschaft eingeführt hatte, wurde H. Hauslehrer in Königsberg. Hier aber faßte er den Entschluß, um zu einer Stellung zu gelangen, welche ihm Ehre und ein glänzenderes Einkommen gewährte, sein theologisches Studium aufzugeben und sich den Rechtswissenschaften zu widmen. Mit Fleiß und Glück verfolgte er seine Pläne; er [390] wurde 1780 endlich dirigirender Bürgermeister zu Königsberg und Policeidirector, erhielt den Titel eines geheimen Kriegsraths und Stadtpräsidenten und ließ sich, weil er noch höher zu steigen hoffte, in den Adelstand erheben. Seine Pläne wurden jedoch vereitelt. Er hinterließ bei seinem 1796 erfolgten Tode ein Vermögen von 140,000 Thlrn. Seine Schriften, welche sich durch Witz, Phantasie, klaren Verstand, Menschenkenntniß und lebendigen Wahrheitssinn auszeichnen, gab er nicht unter seinem Namen heraus. Sie erschienen 1830 in einer Sammlung von zwölf Bänden. Besonders sind seine Schriften »Über die Ehe«, »Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber«, »Über weibliche Bildung«, »Lebensläufe in aufsteigender Linie« berühmt geworden. H. vereinigte in seinem Wesen einen ebenso scharfen als gebildeten Verstand mit einem zuweilen an Schwärmerei grenzenden religiösen Sinn, und die Liebenswürdigkeit des feinsten Gesellschafters mit dem Ernst und der Strenge eines Policeidirectors. Seine Pläne verfolgte er mit eiserner Consequenz und gelangte dadurch zu einem Ziele, welches Unzähligen unerreichbar gewesen wäre.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 390-391.
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